Piano Concertos
Mozart • Martini • Sterkel
Tudor 7211
1 CD • 76min • 2021
03.03.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
„Warum nicht einmal ein absolutes Repertoirestück mit zwei Raritäten von Priester-Komponisten aus der selben Zeit konfrontieren?“ mag sich Pianist und Romancier Yorck Kronenberg gedacht haben. Den einen dieser geistlichen Herren kennt man vielleicht aus musikhistorischen Abhandlungen. Es ist der seinerzeit als Kompositionslehrer sehr geschätze Padre Giovanni Battista Martini (1706-1784). Den anderen, Johann Franz Sterkel (1750-1817), muss man erst in den einschlägigen Lexika nachschlagen. Und das zugehörige Repertoire-Stück ist Mozarts Klavierkonzert KV 466.
Drei Konzerte vermischten Charakters
Wolfgang Amadé Mozarts düsteres, harmonisch reiches, auf die Romantik vorausweisendes d-Moll-Konzert darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Padre Martini war ein durchaus virtuoser Pianist und Organist, der bereits relativ vollgriffig zu setzen wusste. Sein viersätziges G-Dur-Konzert mit Streicherbegleitung ist noch im galanten Stil gehalten. Es benötigt einen guten Konzertmeister, da das melancholische Andante als Dialog zwischen Solovioline und Klavier angelegt ist. Die reichen Verzierungen dürften – wie in seinen 12 Orgelsonaten – ausgeschrieben sein. Formell verwendet Martini den Coup binaire, den aus der Tanzmusik abgeleiteten zweiteiligen frühen Sonatensatz. Die Beziehung zu Mozart ergibt sich aus dem Faktum, dass der Padre ihn prüfte und ihn dann freudig in seine Accademia filarmonica di Bologna, die damals prestigeträchtigste italienische Komponistenvereinigung, aufnahm.
Der Kapellmeister des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz, Johann Franz Xaver Sterkel, war eines der pianistischen Vorbilder des jungen Ludwig van Beethoven. So wundert es nicht, dass man in seinem D-Dur-Konzert op. 26/2 häufig den Eindruck hat, einem Frühwerk des Bonner Titanen oder einem späten Haydn zu begegnen. Das Stück empfiehlt sich als originelle Alternative zu den beiden frühen Beethoven-Konzerten oder zu Haydns D-Dur-Werk.
Gelungene Interpretation
Yorck Kronenberg spielt die Konzerte auf einer erstaunlich sonor klingenden, auch für kantable Abschnitte hervorragend geeigneten Kopie nach Walter & Sohn von 1805. Das Mozart-Konzert erhält den nötigen dämonischen Drive und – wie auch die anderen Werke – endlich einmal neue, vom Interpreten spannend komponierte, hochvirtuose Kadenzen. Allerdings missfällt mir, dass er in der „Romanze“ die vielen Angebote für freie Verzierungen und Variationen kaum wahrnimmt. Gerade bei einer Aufnahme auf historischem Instrumentarium und in Kenntnis der Tatsache, dass Mozart selbst ein Freund ausladender Ornamentik war, hätte es sich geradezu angeboten. Dass es nicht an mangelnden manuellen Fähigkeiten lag, zeigen die meisterhaften, unglaublich raffiniert getimten Triller und Gruppetti im zierlichen Martini-Konzert. Auch das Sterkel-Opus gelang ausgezeichnet. Die Phrasierung zielt immer auf sinnvolle Höhepunkte, Passagen werden ohne jegliche Härte, die einem manche Aufnahme auf Hammerflügeln verleiden kann, präzis und perlend ausgeführt.
Großes Lob auch dem Capriccio Barockorchester: Knackiger kann man die auftaktigen Sechzehnteltriolen im Mozart-Kopfsatz nicht ausführen; beseelter kann man die Bläsersoli nicht singen.
Exzellenter Aufnahmetechnik mit großem Dynamikumfang. Ebenso exzellenter Booklet-Text von Dominik Sackmann.
Fazit: Bis auf die fehlenden Ornamente in der Mozart-Romanze, eine höchst gelungene Einspielung zweier Raritäten und eines Repertoirestücks. Als Lektion, dass auch die „zweite Reihe“ komponieren konnte, klar empfohlen.
Thomas Baack [03.03.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Konzert Nr. 20 d-Moll KV 466 für Klavier und Orchester | 00:30:18 |
Giovanni Battista Martini | ||
4 | Konzert G-Dur für Klavier und Orchester | 00:26:02 |
Johann Franz Xaver Sterkel | ||
8 | Konzert D-Dur op. 26 Nr. 2 für Klavier und Orchester | 00:29:17 |
Interpreten der Einspielung
- Yorck Kronenberg (Fortepiano)
- Capriccio Barockorchester (Orchester)
- Dominik Kiefer (Dirigent)