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Besprechung CD

Bruno Walter

cpo 555 193-2

1 CD • 76min • 2016, 2019

16.02.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Bruno Walter (1876-1962) gehört zu den zahlreichen Dirigenten, deren Berühmtheit als Orchesterleiter ihr teilweise nicht unbedeutendes Schaffen als Komponisten komplett in den Schatten gestellt hat. Besonders darunter gelitten hat bekanntlich Wilhelm Furtwängler – aber zu nennen wären hier etwa auch Felix Weingartner, Otto Klemperer, Antal Dorati, Stanisław Skrowaczewski oder Lovro von Matačić. Obwohl Bruno Walters erste Komposition bereits von 1887 stammt, dauerte die eigentliche Phase, wo er sich neben dem Dirigieren kreativer Tonkunst widmete, gerade einmal zehn Jahre und fällt nicht zufällig in die Zeit ab 1901, in der er neben Gustav Mahler an der Wiener Hofoper als Kapellmeister wirkte. Das Label cpo hat 2008 schon Walters 1. Symphonie auf CD veröffentlicht.

Streichquartett mit Schwächen

Obwohl Mahler nicht nur als genialer Dirigent, sondern ebenso als Komponist das große Vorbild für Walter blieb, muss man dessen D-Dur-Streichquartett, das Ende 1903 vom Rosé-Quartett aus der Taufe gehoben wurde, eher der Brahms-Nachfolge zuordnen. Das 1998 in Wien gegründete Aron Quartett legt hier die 2016 eingespielte Erstaufnahme des knapp dreiviertelstündigen Werkes vor. Nachdem sich im Nachlass Walters nur die letzten drei Sätze fanden, hatte man vom Kopfsatz nun doch noch eine Abschrift entdeckt. Das Stück erfüllt – vor allem emotional – bei weitem nicht die Erwartungen: Der erste Satz (Frisch) leidet unter der unaufhörlichen Wiederkehr eines vom Leitton aus den D-Dur-Dreiklang umspielenden und das eigentliche Hauptthema überwuchernden Motivs, das anscheinend eine gewisse Unbeschwertheit manifestieren soll, aber sehr bald ziemlich ermüdend wirkt. Auch in den Mittelsätzen begegnet man einer erschreckenden Einfallslosigkeit. Allein das Finale vermag da schon mit erheblich gesteigerter Vielschichtigkeit zu überzeugen.

Ambitioniertes Klavierquintett

Das lediglich zwei Jahre jüngere Klavierquintett erscheint weitaus gelungener: Hier trifft intensive und glaubwürdige Dramatik auf bewegende Innigkeit. Der Klaviersatz, ebenfalls weiterhin an Brahms geschult, ist exzellent. Die etwas knappere Form passt zum kontrastreichen Inhalt. Hiervon gibt es bereits eine Konkurrenzaufnahme auf Naxos. Das Aron Quartett kitzelt dabei deutlicher heraus, dass der Quartettklang sich bereits auffällig in Richtung der Klangideale der „Neuen Wiener Schule“ bewegt, und Walter – besonders im Scherzo und Finale – gewisse Ambivalenzen, wie wir sie aus den Mahler-Symphonien kennen, bewusst setzt und auskostet. Der Komponist sah sich dann spätestens nach seinen Uraufführungen von Mahlers Neunter und dem Lied von der Erde weitab vom Erreichten seines Vorbilds und konzentrierte sich danach nur noch aufs Dirigieren. Die Protagonisten der Naxos-Produktion meißeln – von der Aufnahmetechnik dahingehend unterstützt – direkter die Strukturen des Quintetts heraus. Die Neueinspielung glänzt durch differenziertere Dynamik und mit Massimo Giuseppe Bianchi einem besseren Pianisten, dessen Spiel wirklich anrührt; technisch hat sie mehr Wärme. Obwohl sie auch Walters Schwächen offenlegen, gebührt dem Aron Quartett Respekt für diese zumindest historisch interessanten Ausgrabungen.

Vergleichsaufnahme (Klavierquintett): Patrick Vida, Lydia Peherstorfer, Sybille Häusle, Stefanie Huber, Le Liu (Naxos 8.573351, 2012).

Martin Blaumeiser [16.02.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Bruno Walter
1Streichquartett D-Dur 00:44:10
5Klavierquintett fis-Moll 00:31:52

Interpreten der Einspielung

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