Vincenzo Maria Righini
Missa Solenne
Rondeau ROP6192
1 CD • 60min • 2019, 2020
04.02.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Missa Solenne von Vincenzo Maria Rigini (1756-1812) wurde zur feierlichen Krönung des Kaisers Leopold II. 1790 in Frankfurt uraufgeführt. Die Aufführung im Mainzer Dom im September 2019, bei der die CD-Aufnahme entstand (und bei der zufällig der Rezensent als geladener Gast dabei war), galt der Ehrung des einstigen Mainzer Domkapellmeisters Mathias Breitschaft mit dem Preis des Landesmusikrats für die Verdienste um die Musikkultur in Rheinland-Pfalz – eine Analogie, die einer bürgerlich-republikanischen Gesellschaft wohl ansteht.
„Meisterhaft und bedeutend“
Der in Bologna geborene Vincenzo Maria Righini war von 1787 bis 1793 Hofkapellmeister des Mainzer Kurfürsten, danach ging er als Hofkapellmeister des preußischen Königs Wilhelm II. nach Berlin, wo er als Opernkomponist erfolgreich war. Ernst Friedlaender urteilt über ihn in der „Allgemeine Deutsche Biographie“ von 1889: „Righini’s Compositionen sind, wenn nicht ersten Ranges, dennoch zum großen Theile meisterhaft und bedeutend“. Das gilt auch für die Missa Solenne. Dem Anlass entsprechend waren Breitenwirkung und Feierlichkeit wichtig, nicht kompositorische Raffinesse oder zukunftweisende Gestaltung. „Solenne“, also feierlich, ist das allemal, schon von Beginn an mit der schwerblütigen Introduzione. Die Chorstellen sind meist blockhaft-homophon gehalten, das Sanctus gar geschmückt mit fanfarenähnlichen imperialen Tönen, sowohl das Gloria als auch das Credo enden vorschriftsmäßig mit schulbuchmäßigen Fugen. Die im Booklet attestierte „anmutig-elegante Melodieführung“ kann sich in den Soli entfalten. Die Stretta-artigen Schlüsse, vor allem im Dona nobis pacem, verraten den versierten Opernkomponisten.
Chor mit natürlicher Stimmgebung
Das Mainzer Domorchester agiert hinlänglich feierlich, nicht immer ganz präzise, aber insgesamt wendig, blüht dafür im seelenvollen Et incarnatus est auf. Der durchaus stimmstarke Mainzer Domchor singt mit knabenchorfrischer natürlicher Stimmgebung, mit freudiger Kraft und lebendiger Energie und bemüht sich um genaue Artikulation der Konsonanten, hätte dies aber durchaus noch genauer tun können, um sich in der Überakustik des Mainzer Doms zu behaupten. Die Solisten walten tüchtig ihres Amtes. Allenthalben spürt man die nie nachlassende Anfeuerung des Dirigenten Karsten Storck.
Die Aufnahmetechnik schafft es, dass der Chor auch in den turbulenten Fugen noch einigermaßen transparent bleibt, ansonsten tut sie sich schwer, die Überakustik technisch in den Griff zu kriegen.
Um die Bedeutung des Mainzer Musiklebens um 1800 zu demonstrieren, folgt auf die Messe eine Komposition von Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1817), dem Nachfolger Righinis als Mainzer Hofkapellmeister. Warum aber auf die durchaus auf's Grandiose zielende Orchestermesse ein Kammermusikwerk folgt, das ebenso im Mainzer Dom erklingt, erschließt sich dem Rezensenten nicht. Warum nicht ebenfalls ein geistliches Werk, oder wenigstens ein Ausschnitt davon? So bildet dieses Quintett, so angenehm es auch in der Neufassung von Karsten Storck klingt, einen etwas zusammenhanglosen Schluss.
Rainer W. Janka [04.02.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Vincenzo Righini | ||
1 | Missa Solenne (posta per l'incoronazione di S. M. l'Imperatore Leopoldo II) | 00:42:09 |
Johann Franz Xaver Sterkel | ||
20 | Streichquintett G-Dur | 00:15:27 |
Interpreten der Einspielung
- Yuuki Tamai (Sopran)
- Ruth Katharina Peeck (Alt)
- Frederik Bak (Tenor)
- Younjin Ko (Bass)
- Mainzer Domchor (Chor)
- Mainzer Domorchester (Orchester)
- Karsten Storck (Dirigent)