Franz Xaver Richter
Six Sinfonias op. 2
cpo 777 991-2
1 CD • 57min • 2019
02.01.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der berühmte Musikhistoriker Hugo Riemann beschrieb 1902 im einleitenden Essay zu dem von ihm herausgegebenen Band VII, 2 der „Denkmäler der Tonkunst in Bayern“ mit „Sinfonien der pfalzbayerischen Schule“ Franz Xaver Richter (1709-1789) als den eigentlichen Senior der Mannheimer Schule. Gut also, dass Johannes Moesus mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester in einer Gesamteinspielung der Sinfonien op. 2 diese hohe Wertschätzung verifizierbar macht.
Von Mähren über Kempten nach Mannheim und Straßburg
Der Deutschböhme Franz Xaver Richter war nur wenig älter als die beiden Bach-Söhne Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel. Er erhielt seine musikalische Grundausbildung am Jesuitengymnasium in Ungarisch Hradsch, vertiefte diese womöglich bei Johann Joseph Fux in Wien und startete seine Karriere als Vizekapellmeister des Fürstabts von Kempten im Allgäu. Dort machte er erhebliche Schulden und floh darob nach Mannheim, wo er als Bass-Sänger und Stimmführer der 2. Geigen eine Anstellung fand. Da sich – weil seine Kompositionsweise dem Kurfürsten aufgrund ihrer Verwurzelung in barocker Kontrapunktik nicht zusagte – höhere Karriereziele nicht realisieren ließen, wechselte er 1760 als musikalischer Direktor ans Straßburger Münster. Indem die musikgeschichtlichen Dokumente des mittleren 18. Jahrhunderts eher im norddeutschen Raum entstanden und die klassizistische Mannheimer Schule bei den Berlinern – genauso wie die empfindsamen Berliner bei den Mannheimern – keinen sonderlich guten Ruf genoss, sind die zeitgenössischen Angaben zu Richters Biographie ungewöhnlich spärlich.
Seine Sinfonien op. 2 erschienen zunächst in Amsterdam, wurden aber auch wenig später in Paris und London nachgedruckt. Mit ihrer Spieldauer von unter 10 Minuten, ihrer Dreisätzigkeit und der Möglichkeit, sie auch ohne die je 2 Oboen und Hörner aufführen zu können, verweisen sie auf die Sinfonia der italienischen Barockoper. Somit konnten sie – besonders, wenn man die eher bunten damaligen Konzertprogramme in Betracht zieht – vielfältig eingesetzt werden.
Fundierte Interpretation
Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim erweist sich unter Johannes Moesus als idealer Sachwalter des regionalen Erbes. Die vorwiegend heiteren Werke werden historisch informiert, schlank, transparent und „con spirito“ musiziert und dabei werden jegliche Übertreibungen vermieden. Alles erscheint flüssig und schlüssig.
Die Aufnahmetechnik machte ihre Sache ebenfalls gut. Allerdings hätte man die Hörner etwas weniger brachial abbilden können. Sehr informativer Booklet-Text von Rüdiger Thomsen-Fürst.
Fazit: Heitere, galante Musik, die aufgrund ihrer Kürze sehr gut zur Einführung in die Sinfonik der Klassik geeignet ist. Zudem eine prachtvolle Klangfolie für ein festliches Abendessen.
Thomas Baack [02.01.2023]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Xaver Richter | ||
1 | Sinfonia D-Dur op. 2 Nr. 1 | 00:07:21 |
4 | Sinfonia F-Dur op. 2 Nr. 2 | 00:08:57 |
7 | Sinfonia C-Dur op. 2 Nr. 3 | 00:11:03 |
10 | Sinfonia Es-Dur op. 2 Nr. 4 | 00:13:24 |
13 | Sinfonia G-Dur op. 2 Nr. 5 | 00:07:57 |
16 | Sinfonia D-Dur op. 2 Nr. 6 | 00:08:23 |
Interpreten der Einspielung
- Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim (Orchester)
- Johannes Moesus (Dirigent)