La Ricordanza
Catherine Gordeladze
Antes BM319324
1 CD • 84min • 2022
21.09.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klaviermusik, die von menschlichem Gesang inspiriert ist – die Pianistin Catherine Gordeladze stellte für ihre neue CD „La Ricordanza“ eine geistreiche Auswahl von Transkriptionen zusammen, Raritäten und populäre Werke aus drei Jahrhunderten.
„Ricordanza“, das Erinnern, ist hier Programm. Den Anfang macht die anmutige, gleichnamige Variationenreihe des großen Klavierpädagogen und Liszt-Lehrers Carl Czerny.
Franz Liszt vermochte dann geschickter als jeder andere, den Belcanto-Gesang auf das Klavier zu übertragen. Als reisender Virtuose wurde er europaweit gefeiert. Für seine Solo-Klavierabende vor großem Publikum bearbeitete er zahlreiche Werke; darunter romantische Lieder und italienische Opern.
Liszt im Zentrum
Catherine Gordeladze wählte drei ganz unterschiedliche Liszt-Transkriptionen: seine Bearbeitungen von Chopin-Liedern, den schwungvolle Faust-Walzer aus Gounods Margarete und schließlich seine kongeniale Übertragung von Wagners Tristan und Isolde-Finale, der wir übrigens den heute geläufigen Titel „Isoldens Liebestod“ verdanken. Gordeladze erweckt hier Pathos und Wahnsinn, die Auflösung des Individuums im Liebestod, aus Läufen, Kadenzen, Tremolofiguren zum Leben.
Aber auch Raritäten anderer Komponisten sind zu hören. Zum Beispiel eine verschmitzte Bearbeitung von Johann Strauß‘ Nachtfalter-Walzer aus der Feder des polnischen Liszt-Schülers Carl Tausig.
Persönliche Note
Die Pianistin, die in ihrer georgischen Heimat einst als Wunderkind Aufsehen erregte, ließ auch persönliche Erlebnisse ihre Auswahl einfließen. Inspirierend wirkten die Begegnungen mit ihrem Lehrer Alexis Weissenberg, der sich seinerseits an seinen Unterricht bei den Legenden Artur Schnabel und Wanda Landowska erinnerte. Die Liedbearbeitungen Weissenbergs erweisen sich als verspielte Stückchen mit Anklängen an Foxtrott, Swing oder Charleston. Einen breiten Bogen spannen schließlich auch Earl Wilds Gershwin-Variationen, die quasi-improvisierend zu Samba, Tango und sogar einer Bach-Fuge führen.
Catherine Gordeladze spielt all das technisch makellos, stilistisch versiert, mit offensichtlicher Freude und emotionaler Intensität. Das Klavier bringt sie wirklich zum Singen!
Antje Rößler [21.09.2022]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Czerny | ||
1 | Variationen über ein Thema von Rode op. 33 (La Ricordanza) | 00:10:38 |
Frédéric Chopin/Franz Liszt | ||
2 | Mädchens Wunsch (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:03:39 |
3 | Frühling op. 74 Nr. 10 (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:02:13 |
4 | Das Ringlein op. 74 Nr. 5 (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:02:39 |
5 | Bacchanal op. 74 Nr. 6 (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:01:43 |
6 | Meine Freuden op. 74 Nr. 2 (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:04:12 |
7 | Die Heimkehr op. 74 Nr. 8 (aus: Sechs polnische Lieder op. 74) | 00:01:41 |
Richard Wagner/Franz Liszt | ||
8 | Tristan und Isolde (Isoldes Liebestod - Bearb. für Klavier) | 00:08:50 |
Carl Tausig | ||
9 | Nachtfalter (aus: Les nouvelles Soirées de Vienne - Drei Walzer-Capricen nach J. Strauß) | 00:08:42 |
Franz Liszt | ||
10 | Konzertparaphrase über den Walzer aus Faust von Gounod S 407 | 00:10:39 |
Alexis Weissenberg | ||
11 | Coin de rue | 00:03:52 |
12 | Vous oubliez votre cheval | 00:01:44 |
13 | En avril à Paris | 00:04:24 |
14 | Boum! | 00:02:21 |
15 | Vous qui passez sans me voir | 00:03:06 |
16 | Ménilmontant | 00:01:09 |
Earl Wild | ||
17 | Someone to Watch Over Me (Thema und Variationen zu Gershwins Song) | 00:11:33 |
Interpreten der Einspielung
- Catherine Gordeladze (Klavier)