Sergey Tanin
Brahms Schubert-Liszt Prokofiev
Prospero PROSP 0021
1 CD • 75min • 2021
30.10.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Lange hat Brahms mit sich und den Noten gerungen bevor er sein Opus 1 veröffentlich hat. Bereits drei andere Klaviersonaten hatte er außerdem schon geschrieben. Die jedoch hat er bis auf eine andere vernichtet und das eigentlich als zweite Sonate komponierte Werk als sein Opus 1 prominent an den Beginn seiner Opuszählung gesetzt. Dramaturgisch mag das nachvollziehbar sein, denn Brahms brennt hier ein regelrechtes Feuerwerk an musikalischen Pointen ab, das zudem eine eindrucksvolle Visitenkarte für seine kompositorischen Fertigkeiten ist. Und pointiert ist auch die Interpretation, die Sergey Tanin diesem Werk angedeien lässt. Den Kopfsatz spielt er bei allem überschäumenden Temperament ebenso entschlackt wie knackig, das Andante bezaubert mit fast schon impressionistisch anmutender Klangmagie. Auch Scherzo und Finale zeigen: hier ist jemand am Werk, der „seinen“ Brahms kennt, sein technisches Rüstzeug beherrscht und den ganzen historisch verbrämten Ballast einfach über Bord wirft. Tanins Brahms ist mitunter drahtig aber nicht leichtgewichtig. Im Finale etwa gelingt nicht zuletzt die Schlusssteigerung, auf die Tanin sehr gezielt hinarbeitet, fulminant. Das fast halbstündige Werk wirkt insgesamt erstaunlich kurzweilig und fesselnd – vom ersten bis zum letzten Ton.
Auf den Punkt gebracht
Dass er auch die kleine Form beherrscht, zeigt Tanin mit Transkriptionen Schubertscher Lieder von Franz Liszt und den Klavierstücken op. 12 von Sergey Prokofiew. Den Liedtranskriptionen verleiht Tanin tatsächlich so etwas wie vokale Qualität, selbst wenn die Singstimme schweigen muss und kein Text zu hören ist. Seine Spielweise hat vielmehr einen sehr sanglichen Gestus, die nicht den Eindruck vermittelt, dass hier etwas fehlt. Die Melodiestimme wird immer klar konturiert, der Ausdrucksgehalt der Lieder immer ist klar umrissen, wird auf den Punkt gebracht. Auch Prokofiews Stücke gelingen ganz famos. Tanin weiß mit seiner pointierten Spielweise auch hier zu überzeugen und macht aus jedem der zehn Stücke ebenso charaktervolle wie zugespitzte Miniaturen ohne es mit den Extremen zu übertreiben, durchweg geschmackvoll bleibt es auch hier.
Guido Krawinkel [30.10.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Klaviersonate Nr. 1 C-Dur op. 1 | 00:28:30 |
Franz Liszt | ||
5 | Sei mir gegrüßt S 558, 1 | 00:04:20 |
6 | Gretchen am Spinnrade S 558, 8 | 00:03:45 |
7 | Aufenthalt S 558, 3 | 00:03:17 |
8 | Morgenständchen S 558, 9 | 00:02:48 |
9 | Der Doppelgänger S 558, 12 | 00:03:48 |
10 | Die Taubenpost S 558, 13 | 00:04:46 |
Sergej Prokofjew | ||
11 | Zehn kleine Klavierstücke op. 12 | 00:23:44 |
Interpreten der Einspielung
- Sergey Tanin (Klavier)