Robert Schumann
Scenes From Goethe's Faust
Arthaus Musik 109418
2 DVD-Video • 2h 28min • 2017
07.02.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die 1847-53 komponierten Szenen aus Goethe’s Faust gehören zum Großartigsten in Robert Schumanns Spätwerk, und erfreulicherweise ist nicht nur eine herausragende Aufführung auf Tonträger dokumentiert. Daniel Barenboim gelang es am 7. Oktober 2017 anlässlich der Wiedereröffnung der Berliner Staatsoper, dem rein musikalisch eine weitere ausgezeichnete Annäherung an die Essenz des Werkes hinzuzufügen. Natürlich muss man immer Abstriche hinsichtlich Präzision machen, wenn es sich um eine szenische Aufführung (die das Schumann’sche Meisterwerk nicht braucht) handelt, und niemand hat etwas gegen Musiktheater, wenn es gut gemacht ist. Leider jedoch verdirbt Jürgen Flimms spät-infantile Vergewaltigung des gewaltigen Stoffes alles, was nur möglich ist, und macht aus dem Ganzen eine Sequenz dümmlichster Possen.
Szenische Peinlichkeiten
Als Opernhaus sollte man auf solche Regisseure, die außer geschickt von der eigenen seelischen Armut ablenkendem Zynismus nichts Erwähnenswertes draufhaben, einfach verzichten. Es ist das ganze Szenische hier eine einzige Peinlichkeit, bis hin zur blutgetränkten Unterwäsche des eingekerkerten Gretchens. Dabei hätte die Doppelbesetzung mit Sprech- und Gesangsrollen phänomenale Möglichkeiten geboten, und nichts spricht eigentlich gegen zwischen die Musikstücke gelegte Theaterszenen, auch wenn diese sich hier in einer eher völkischen Hitparade von Faust-Zitaten am Stoff vergeht. Schweigen wir also dann doch besser fernerhin von dem Ungeist, der hier alle potentiellen künstlerischen Gehalte sabotiert und pervertiert.
Musikalische Ehrenrettung
Daniel Barenboim hat eine klare Vision vom Werk, und mit seiner vortrefflich geschulten Staatskapelle setzt er das beeindruckend geradlinig um, und die Chöre (inkl. Knabenstimmen) sind trefflich einstudiert. René Pape (Mephisto etc.) ist herausragend, Roman Trekel (Faust etc.) mit beeindruckender Konstanz präsent, und Elsa Dreisig (Gretchen etc.) hat eine sehr schöne, kristallklare Stimme, die hervorragend geeignet ist, sich nun auch die gestalterische Kraft anzueignen, auch über längere Strecken alleine eine Magie zu entwickeln. Auch die Schauspieler sind bemerkenswert, insbesondere Sven-Erik Bechtolf als Mephistopheles, aber auch das auf kess eingestimmte Gretchen Meike Droste und der etwas spröde Faust André Jung. Wäre das ganze Flimm-Desaster nicht, so dürften wir uns durchaus freuen. So kann zur besseren Verdauung nur dringend geraten werden: gut zuhören und am besten gar nicht hinschauen.
Christoph Schlüren [07.02.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Szenen aus Goethes Faust WoO 3 für Soli, Chor und Orchester | 02:28:00 |
Interpreten der Einspielung
- Roman Trekel (Bariton)
- Elsa Dreisig (Sopran)
- René Pape (Bass)
- Chor der Deutschen Staatsoper Berlin (Chor)
- Staatskapelle Berlin (Orchester)
- Daniel Barenboim (Dirigent)