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Besprechung CD

Brahms

Piano Concerto No. 1 • Four Ballades

Ondine ODE 1330-2

1 CD • 72min • 2018

12.11.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Hatten bei mir Lars Vogts vom Klavier aus geleiteten Einspielungen der Beethoven-Klavierkonzerte mit der Royal Northern Sinfonia trotz durchaus beeindruckender Momente schon Zweifel aufkommen lassen, ob diese Konstellation letztlich nicht doch suboptimal sei, geht dieses Konzept nun bei Brahms‘ erstem Klavierkonzert wirklich kaum mehr auf. Obwohl auch die Brahms-Konzerte gelegentlich ohne einen „echten“ Dirigenten aufgeführt wurden – so zuletzt von András Schiff – hat dies hier völlig zu Recht keine Tradition, und Argumente wie historisch informierte Aufführungspraxis greifen schon mal gar nicht. Wie immer in seinen Ondine-Booklets reflektiert Vogt aber auch hier höchst intelligent seine Überlegungen zu den vorgestellten Aufnahmen. Natürlich ist evident, dass er sich sehr intensiv mit den möglichen Pros und Kontras einer solchen Aufführungssituation beschäftigt und entsprechend vorbereitet hat. Dennoch bleibt das Ergebnis ziemlich fragwürdig.

Dass bei einer relativ kleinen Streicherbesetzung die Bläserstimmen stellenweise eine ungewohnte Dominanz gewinnen, stört noch am wenigsten. Doch bereits in der langen Einleitung des ersten Satzes wird klar: Hier fehlt es gerade in der tiefen Lage (Celli, Kontrabässe) an Substanz; die Pauken wirken dadurch meist penetrant. Leider kann auch die Aufnahmetechnik – entgegen der diesbezüglich hervorragenden Beethoven-Serie – nicht überzeugen, verstärkt die defizitären Gegebenheiten noch. Das Klangbild ist in den Mitten viel zu präsent, der Bass recht dünn, das Klavier zu direkt, dazu nicht ganz sauber gestimmt; insgesamt allzu topfig. Das Zusammenspiel auch an heiklen Stellen ist ohne Tadel, ebenso Vogts pianistische Leistung. Das ungewöhnlich breite Spektrum an Tempomodifikationen zwingt zwar zum Hinhören, überhöht gewissermaßen die Zerrissenheit des Kopfsatzes. Merkwürdigerweise bleibt aber der Gesamteindruck seltsam flach; echter Schauder, etwa bei den berüchtigten Oktavtrillern, kommt nie auf. Der zweite Satz, der ja eindeutig vom Klavier angeführt wird, geht in Ordnung, aber setzt auch keinerlei Akzente, die aufhorchen lassen. Dem dritten Satz fehlt es vor allem an Farbigkeit. Die hier vorgeführte Durchsichtigkeit betont dessen Beethoven-Nähe, aber so viel Understatement – warum spielen die Streicher ausgerechnet beim Dur-Schluss plötzlich demonstrativ ohne Vibrato? – wird selbst Brahms nicht gerecht und gerät über Strecken schlicht langweilig.

Die Balladen op. 10 ergeben ein positiveres Bild: Vogt artikuliert wohlüberlegt, sehr präzise; sein Anschlag wird vereinzelt ziemlich hart, etwa im Mittelteil von Nr. 2. Die desolaten Stakkati am Schluss des ersten Stückes sind absolut ergreifend. Beim Intermezzo (Nr. 3) demonstriert Vogt sehr schön, wie viel Brahms seit der 1. Klaviersonate an Individualität hinzugewonnen hat. Den großen Bogen, den das längliche vierte Stück fordert, kann aber auch er nicht spannen. Trotzdem legt Vogt hier eine gelungene, interessante Darbietung hin, die sich mit den Spitzeneinspielungen – allen voran Emil Gilels – messen lassen kann.

Martin Blaumeiser [12.11.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Konzert Nr. 1 d-Moll op. 15 für Klavier und Orchester 00:49:02
4Ballade d-Moll op. 10 Nr. 1 (Edward-Ballade) 00:04:36
5Ballade D-Dur op. 10 Nr. 2 00:06:30
6Ballade h-Moll op. 10 Nr. 3 (Intermezzo) 00:03:55
7Ballade H-Dur op. 10 Nr. 4 00:07:56

Interpreten der Einspielung

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