Friedrich Schneider
Das Weltgericht
cpo 555 119-2
2 CD • 1h 35min • 2016
21.04.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Friedrich Schneider (1786-1853) gehört zu den Komponisten, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts berühmt waren, nach ihrem Tod von der rasanten Entwicklung der Musik überrollt wurden und in lange Vergessenheit gerieten; dabei gehörte er zu Lebzeiten als herzoglich anhaltischer Hofkapellmeister in Dessau und Schöpfer eines umfangreichen Œuvres zu den bestimmenden Größen des deutschen Musiklebens.
Mit einer Einspielung seines unbestrittenen Hauptwerks, des Oratoriums Das Weltgericht, tritt Schneider jetzt wieder vor das Publikum. Schnell nach seiner Uraufführung im Leipziger Gewandhaus am 6. März 1820 wurde Das Weltgericht zum erfolgreichsten zeitgenössischen deutschen Oratorium, bis Mendelssohns Paulus dem Stück diesen Platz ab 1836 streitig machte. Das Libretto stammt von dem Leipziger Juristen und Schriftsteller Johann August Apel (1771–1816), der auch die Textvorlage zu Webers Oper Der Freischütz lieferte.
Im Unterschied zu vorherigen Oratorien, beispielsweise Haydns Die Schöpfung und Die Jahreszeiten, ist Friedrich Schneiders Das Weltgericht wenig von einem ausgewogenen Miteinander von Chören und Rezitativen mit Arien geprägt, das Werk lebt von Ensembleszenen, die teils vom Solistenchor, teils von Chor und einzelnen Solisten getragen sind. Die dramaturgische Anlage des Weltgerichts ist stark von der Handlung bestimmt, die heilsgeschichtliche Bedeutung reflektierende Betrachtungen (wie sie beispielsweise in Bachs Passionen von so bedeutendem Gewicht für den Ablauf der Werke sind) spielen als die Handlung reflektierendes Element im Weltgericht nahezu keine Rolle. Diese stark theatralische Ausrichtung des Oratoriums dürfte eine Hauptursache für seine außerordentliche Popularität sein, die anderthalb Jahrzehnte nach der Uraufführung andauerte. Das war für eine Komposition, die damals dem Publikum vorgestellt wurde und keinerlei Chancen hatte, durch reproduktive Mittel wie heutige Tonträger verewigt zu werden, eine wirklich bemerkenswerte Erfolgsgeschichte.
Gregor Meyer realisiert mit seinem vorzüglich aufeinander eingestimmten Solistenensemble, mit dem GewandhausChor und der camerata lipsiensis eine erstklassige Realisierung dieses Oratoriums, dessen religiöse Dimensionen uns im Lichte des heutzutage allgegenwärtigen Bachschen Kantaten- und Oratorienschaffens vielleicht ferner liegen mögen als dem Publikum zur Entstehungszeit des Weltgerichts. Dennoch lohnt es sich, nicht zuletzt wegen der sorgfältigen Realisierung durch die Interpreten der vorliegenden Einspielung, ein Werk kennenzulernen, das seinerzeit bei einer weiten Öffentlichkeit auf Anerkennung und Begeisterung stieß. Diese Einspielung kann auch heutige Zuhörer in ihrem Bann ziehen!
Detmar Huchting [21.04.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Friedrich Schneider | ||
1 | Das Weltgericht (Oratorium in drei Teilen) | 01:34:47 |
Interpreten der Einspielung
- Martina Rüping (Gabriel - Sopran)
- Marie Henriette Reinhold (Michael - Alt)
- Patrick Grahl (Raphael - Tenor)
- Daniel Blumenschein (Uriel - Baß)
- Joachim Holzhey (Satan - Baß)
- Viola Blache (Eva - Sopran, Maria - Sopran)
- GewandhausChor Leipzig (Chor)
- Camerata Lipsiensis (Ensemble)
- Gregor Meyer (Dirigent)