Trio Karénine
Fauré Ravel Tailleferre
Mirare MIR 376
1 CD • 61min • 2017
28.07.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Über 60 Jahre musste das 1916 begonnene Trio von Germaine Tailleferre auf seine zweite Hälfte warten. Es erzählt eine Geschichte in vier Tableaux – vielleicht die bewegte Biografie der Komponistin mit ihren zahlreichen musikalischen Einflüssen, die immer wieder aufblitzen. Gegen den Willen ihres Vaters studierte Tailleferre am Conservatoire und ließ ihren Namen Taillefesse abändern. Bald war sie in Künstlerkreisen bekannt, wurde zur einer der gefragtesten Komponistinnen ihrer Zeit; 1920 war sie die einzige Frau bei der Gründung der Gruppe Les Six. Es gibt kaum eine Gattung für die sie nicht komponiert hat. Nach zwei gescheiterten Ehen musste sie sich als Malerin und Restauratorin vor dem sozialen Abstieg bewahren. In den 1930er Jahren konnte sie sich zu einer gefragten Filmkomponistin etablieren und nach ihrer Rückkehr aus Philadelphia, wo sie die Kriegsjahre verbracht hatte, widmete sie sich mehr und mehr der Musikpädagogik. Trotz dem lebenslangen Schaffen von Germaine Tailleferre gibt es kaum Einspielungen ihrer Musik. Das Trio Karénine hat diese Rarität auf ihrer neuen CD den beiden häufig kombinierten Werken von Fauré und Ravel zur Seite gestellt. Leider wird im sonst sehr informativen Booklet wenig darauf eingegangen.
Seit der Wiener Klassik schon hat sich die Besetzung Klavier, Violine, Cello als eigenständige Erscheinung herausgebildet. Sie bleibt zwar auch im 20. Jh. bestehen, doch der Anteil an zuvor dominanter Klaviervirtuosität wird deutlich abgespeckt. Aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gibt es nur wenige wichtige Einzelwerke, doch die Trios von Fauré und Ravel gehören sicherlich dazu – obwohl beide nur dieses eine Werk in der Gattung schufen. Die Komponisten Ravel und Fauré begleiten das französische Trio Karénine, das sich nach Tolstois Titelheldin benannt hat, schon seit seiner Gründung im Jahr 2009. Inzwischen spielen die Pianistin Paloma Koudier und der Violoncellist Louis Rodde mit der Geigerin Fanny Robilliard, nachdem Anna Göckel das Trio verlies. Ganze acht Stipendien und Preise, darunter der ARD Musikwettbewerb, konnte das Trio mit seinem Zusammenspiel erreichen.
Eine Oase für ihr zweites Album haben sie mit dem speziellen, ganz ländlichen Aufnahmeort in der Ferme de Villefavard gefunden, die in der ehemaligen Region Limousin, heute Teil von Nouvelle-Aquitaine, liegt. Bei der aufwendigen Renovierung wurde der ehemalige Getreidespeicher von Albert Yaying Xu mit einer herausragenden Akustik ausgestattet. Glasklar und unmittelbar trifft der Klang des Trios in den Anfangstakten von Maurice Ravels Trio in A-Dur auf das Ohr des Hörers. Besonders im zweiten, von einer malaiischen Gedichtform inspirierten Satz, macht die Art des Zusammenspiels des Trio Karénine unverkennbar. Das Trio wird zu einem einzigen großen Instrument mit ganz eigener Klangqualität. Auf weitere Interpretationen der drei jungen MusikerInnen – und das gerne von weiteren Raritäten – darf man gespannt sein!
Sanna Hahn [28.07.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gabriel Fauré | ||
1 | Klaviertrio d-Moll op. 120 | 00:20:20 |
Maurice Ravel | ||
4 | Klaviertrio a-Moll für Klavier, Violine und Violoncello | 00:26:51 |
Germaine Tailleferre | ||
8 | Trio für Klavier, Violine und Violoncello | 00:13:24 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Karénine (Klaviertrio)