Gelius Trio
Russische Trios
Thorofon CTH2650
1 CD • 65min • 2017
04.06.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Ist es ein Glücks- oder gar der Idealfall, wenn der Interpret hinter der Musik zu verschwinden und die Musik für sich allein zu sprechen scheint? Oder ist es vielmehr ein erschwerendes Moment für den Rezensenten, wenn er nicht weiß, was ihn so beeindruckt, die Musik an sich oder deren interpretatorische Umsetzung?
Leidenschaft pur, Kraft, Dramatik, An- und Wehmut durchziehen die drei Klaviertrios, denen sich das Gelius Trio von den ersten Tönen an mit spürbarer Hingabe widmet: Anton Arenskys überaus populäres, so tiefschürfendes Trio Nr. 1 d-Moll op. 32 – sein vielleicht bekanntestes Kammermusikwerk; das schwärmerische und von spätromantischen Zügen durchwehte einsätzige Trio Nr. 1 c-Moll op. 8 des 17-jährigen Dmitri Schostakowitsch – Züge, die neben den für den späteren Schostakowitsch so typisch werdenden erhabenen und ironischen, auch sarkastischen Momenten durchaus an Tschaikowsky denken lassen; schließlich das mit folkloristischen Elementen gespickte Trio fis-Moll des Armeniers Arno Babadjanyan (1921-1983) – ein wirklich fesselndes spätromantisches und stilistisch eigenständiges Werk, dessen umjubelte Uraufführung 1952 vielleicht mit dafür verantwortlich war, dass Babadjanyan der Titel „Volkskünstler der Armenischen Sowjetrepublik“ verliehen wurde.
Die Musik dieser drei Trios kann ich nicht anders als äußerst glutvoll beschreiben – eine Musik, die sich bei aller klaren und stets nachvollziehbaren Bauweise zwischen Anmut und Wildheit immer wieder bis ins (klanglich) Rauschhafte steigert. Womit ich wieder am Anfang meiner Gedanken wäre: Ist es nur die Musik, oder deren packende Wiedergabe durch Sreten Krstic (Violine), Michael Hell (Violoncello) und Micaela Gelius (Klavier), die, wenn nicht rauschhaft, so doch berauschend zu nennen ist. Warum? Weil die drei perfekt miteinander harmonierenden Interpreten sämtliche Gefühlsebenen unglaublich hellhörig ausloten; weil sie in Sachen Tongebung, Klangchoreografie und Ausdruck die mannigfaltigsten Nuancen auf beeindruckende Weise beherrschen; weil sie die Spannung durchweg hoch und somit den Hörer stets wach halten und weil ihr Zusammenspiel so bestechend leicht daherkommt. Und das Wichtigste: Sie lassen sich von der oft überbordenden Leidenschaft dieser Werke nicht einfach haltlos davontragen; sie lassen keine falsche Sentimentalität aufkommen und behalten auch da die Kontrolle, wo der Grat zum musikalischen Kitsch sehr schmal wird.
Zwar habe ich noch immer keine befriedigende Antwort auf die zu Beginn gestellten Fragen. Aber diese neue Veröffentlichung des Gelius Trios ist ein wahrer Ohrenschmaus und dringend zu empfehlen.
Christof Jetzschke [04.06.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anton Arensky | ||
1 | Trio Nr. 1 d-Moll op. 32 für Klavier, Violine und Violoncello (A la mémoire de Charles Davidoff) | 00:31:12 |
Arno Harutyuni Babadzhanian | ||
5 | Trio fis-Moll für Violine, Violoncello und Klavier | 00:22:08 |
Dimitri Schostakowitsch | ||
8 | Trio Nr. 1 c-Moll op. 8 für Violine, Violoncello und Klavier | 00:11:28 |
Interpreten der Einspielung
- GeliusTrio (Klaviertrio)