Georg Weidinger
Bach - Hindemith

klaviermusik.at ff009
1 CD • 79min • [P] 2017
08.07.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Doppelbegabungen sind in Wien nicht selten, der berüchtigte Musikkritiker Eduard Hanslick war eigentlich Jurist, im 19. Jahrhundert schien jeder zweite Hofrat Operetten zu komponieren, berühmte Psychologen wie Ernst Ringel schreiben über Opern: Da ist Georg Weidinger in guter Gesellschaft. Er ist Arzt, Autor, Yoga-Lehrer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), daneben aber auch ein ausgebildeter Pianist, Jazzpianist und Komponist, was sich in zahlreichen CD-Aufnahmen niederschlägt.
Auf seiner neuesten CD verknüpft er Bach mit Hindemith – eine Methode, die sich neuerdings großer Beliebtheit bei den Pianisten erfreut. Bei Bach und Hindemith hat diese Verknüpfung große und einsichtige bzw. hörbare Logik. Bezieht Hindemith sich doch mit dem Ludus tonalis aus dem Jahre 1942 explizit auf Bachs Wohltemperiertes Klavier.
Weidinger verzahnt geschickt acht Stücke aus dem Ludus tonalis mit sechs aus dem Wohltemperierten Klavier. Mit Ruhe und Hingabe und liebevoller Genauigkeit widmet Weidinger sich diesen Werken, die Bach-Stücke belebt er dynamisch und auch agogisch und verleiht ihnen bisweilen jazzigen Schwung (so die Fuga II in c aus dem Teil I), bisweilen auch eine anschmiegsame Sanftheit, die dann auch z.B. auf das Hindemith’sche Interludium pastorale hinüberstrahlt.
Dieser Fugen- und Interludien-Auswahl fügt Weidinger zwei Einzelwerke der beiden Komponisten hinzu. Bachs Englische Suite Nr. III ist erfüllt mit Energie und hat tänzerischen Schwung, die Sarabande daraus gar etwas Hindemith’sches Zeitgeistig-Freches.
Hindemiths Erste Sonate für Klavier aus dem Jahre 1936 spielt Weidinger mit hellsichtiger Klarheit, souveräner Entschiedenheit und großer architektonischer Übersicht. Der Marsch des 2. Satzes entwickelt sich in langsam drängender Spannung, der dritte Satz glitzert farbenfroh, der vierte glänzt mit samtweichen, gut ausgehorchten Akkorden und der Finalsatz mit wohldosiert intensivem Schwung.
Alle technischen Schwierigkeiten meistert Georg Weidinger mit so viel Sicherheit, dass man darüber nie nachdenken muss: ein Labsal an unaufgeregter Brillanz. Der Tonmeister unterstützt dies mit sonorem Klavier-Bassklang.
Rainer W. Janka [08.07.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Paul Hindemith | ||
1 | Ludus tonalis | 00:03:36 |
2 | Ludus tonalis | 00:03:19 |
Johann Sebastian Bach | ||
3 | Präludium und Fuge Nr. 2 c-Moll BWV 847 (aus: Das Wohltemperierte Klavier Buch I BWV 846-869) | 00:03:15 |
5 | Präludium und Fuge Nr. 16 g-Moll BWV 861 (aus: Das Wohltemperierte Klavier Buch I BWV 846-869) | 00:04:16 |
Paul Hindemith | ||
7 | Ludus tonalis | 00:01:27 |
8 | Ludus tonalis | 00:01:44 |
Johann Sebastian Bach | ||
9 | Prelude and Fugue No. 6 d minor BWV 875 (from: Das Wohltemperierte Klavier Buch II BWV 870-893) | 00:04:13 |
11 | Prelude and Fugue No. 2 c minor BWV 871 (from: Das Wohltemperierte Klavier Buch II BWV 870-893) | 00:05:13 |
Paul Hindemith | ||
13 | Ludus tonalis | 00:01:19 |
14 | Ludus tonalis | 00:02:43 |
Johann Sebastian Bach | ||
15 | Englische Suite Nr. 3 g-Moll BWV 808 | 00:17:21 |
Paul Hindemith | ||
21 | Klaviersonate Nr. 1 | 00:29:57 |
Interpreten der Einspielung
- Georg Weidinger (Klavier)