From My Homeland
Czech Impressions
Ars Produktion ARS 38 183
1 CD/SACD stereo/surround • 75min • 2015
20.05.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Bezogen auf den Titel dieser CD könnte man denken, dass die beiden Interpreten tschechische Wurzeln hätten. Der eine, Werner von Schnitzler (Violine), stammt aus Köln und studierte u.a. bei Pinchas Zuckerman in New York; der andere, Cosmin Boeru (Klavier), wurde im rumänischen Craiova geboren und erhielt wichtige musikalische Impulse von Dmitri Bashkirov und Leon Fleisher. Die Einspielung tschechischer Miniaturen aus der Feder von Dvořák, Martinů, Smetana und Suk – Leoš Janáčeks Violinsonate ist das einzige groß dimensionierte Werk auf dieser CD – vermittelt jedoch den Eindruck, als fühlten sich von Schnitzler und Boeru eng mit dieser Musik verbunden; mehr noch, als hätten sie diese mit der Muttermilch aufgesogen, um ihr nun ihre eigene persönliche Färbung zu verleihen. Mag auch die tschechische Violintradition in der Kunst Werner von Schnitzlers eine unüberhörbare Rolle spielen, so ist es erst das detailfreudige und facettenreiche Kommunizieren mit seinem Klavierpartner Cosmin Boeru, was diese Veröffentlichung zu einem Fest für die Ohren werden lässt.
Ein sehnsuchtsvoller Tonfall bestimmt alle hier eingespielten Werke, selbst die verspielte Burleska aus Suks Vier Stücke op. 17, das rustikale Allegretto aus Janáčeks Violinsonate sowie die zwei jazzangehauchten Poco-Allegro- und Allegro-Sätze aus Martinůs Sieben Arabesken H.201. Wer allerdings entsprechend dazu ein betont glutvolles Musizieren erwartet, wird enttäuscht. Werner von Schnitzler und Cosmin Boeru pflegen eher die Kunst der feinen Zwischentöne; ihr Vortrag ist von einer durch und durch natürlichen Beredsamkeit. Wäre hier und da vielleicht doch ein etwas beherzterer Zugriff wünschenswert gewesen, tauchen beide Künstler trotzdem vollkommen in die Atmosphäre der jeweiligen Stücke ein. Ohne überzubetonen präsentieren sie einfach unwiderstehliche Interpretationen, die das Schwelgerische nicht scheuen, sich aber das große Schluchzen oder vordergründige Gefühlsduseleien sparen. Herrlich, welch klangliche Finesse und welch agogische Feinheiten von Schnitzler und Boeru gleich zu Beginn in Dvořáks Vier Romantischen Stücken op. 75 an den Tag legen oder wie gefühlvoll beide ihren Ton dosieren und modellieren, der selbst im beinahe Verstummen nichts von seiner Spannung verliert. Das alles ist Musik, die einfach verzaubert in Interpretationen, die einfach berühren.
Christof Jetzschke [20.05.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Vier romantische Stücke op. 75 | 00:16:09 |
Josef Suk | ||
5 | Vier Stücke op. 17 für Violine und Klavier | 00:18:33 |
Leoš Janáček | ||
9 | Sonate as-Moll für Violine und Klavier | 00:18:24 |
Bohuslav Martinů | ||
13 | Sieben Arabesken H 201 | 00:07:32 |
Antonín Dvořák | ||
16 | Sonatine G major op. 100 for Violin and Piano | 00:04:10 |
Bedřich Smetana | ||
17 | Aus der Heimat (zwei Stücke für Violine und Klavier) | 00:09:50 |
Interpreten der Einspielung
- Werner von Schnitzler (Violine)
- Cosmin Boeru (Klavier)