Grechaninov • Rachmaninov
Russian Works for Cella and Piano
Kaleidos KAL 6327-2
1 CD • 75min • 2015
28.09.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hin und wieder gerate ich an eine Aufnahme, der ich schon nach wenigen Takten anmerke, dass sie nur gut wird ausgehen können. Sehr zur Freude des Recensenten ist da, wie in einer der großen Symphonien, die ganze Essenz im Augenblick, in der ersten Kantilene, im ersten Atemzug zusammengedrängt – und während die Dinge ihren notierten Verlauf nehmen, entsteht gewissermaßen eine Kette jener erfreulichsten Momente, von denen jeder eine Bestätigung des intuitiv Erspürten wird.
So ging’s mir hier, als mich die Cellistin Katharina Deserno nach der zart-akkordischen Einstimmung des Pianisten Nenad Lecic mit der Sonate von Alexander Gretschaninoff bekannt machte, die ich bis dato noch nicht gehört hatte: Das blühte auf dem nahrhaften Grunde des Klaviers wie die blaue Blume der Romantiker auf und ließ in seinen innigen Phrasierungen sogleich erkennen, dass man sich auf eine sehr mutige, weil äußerst seelenvolle Realisation des erz-russischen Werkes mit all seinen phantastischen Klüften und Sprüngen würde gefasst machen dürfen – und richtig geraten, so kam es denn auch zu einem intensiven, leidenschaftlichen und doch niemals auf die emotionalen Pferde hauenden Plädoyer für einen ganz bemerkenswerten Komponisten, von dem man das eine oder andere vielleicht kennt, der aber zumindest in unseren westlichen Ohren eine Nebenrolle spielte.
Ihn hier Seit’ an Seite mit Sergej Rachmaninoff zu begegnen, steigert das Vergnügen geradezu exponentiell. Auch die Sonate des neun Jahre jüngeren Kollegen lebt aus der „kontrollierten Hingabe” an die unverwechselbare Persönlichkeit, die ihre vertrauten Zeichen hier zu einem konzertanten Destillat nutzt und dergestalt den Ausführenden eine Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen den Gattungen abverlangt. Der riskante Akt gelingt dem Duo Desemo-Lecic rundum überzeugend: Mal bohrend virtuos, mal ätherisch verschwebend, in den dramatischen Akzenten derart „auf den Punkt”, dass man beim Hören immer wieder vom Sitzmöbel auffahren möchte, dazu insgesamt durch den gewissermaßen herb-fruchtigen Gesamtklang am schwelgerischen Ausufern gehindert, hat mich diese Einspielung restlos erobert. Hübsche Zugaben (neben der unvermeidlichen Vokalise einige sehr schöne Sächelchen von Gretschaninoff), ein ansprechendes Booklet, eine erhebliche Laufzeit – da liegen hohe Werte in der Luft ...
Rasmus van Rijn [28.09.2015]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Gretschaninow | ||
1 | Sonate 3-Moll op. 113 für Violoncello und Klavier | 00:21:55 |
4 | Nocturne op. 86 | 00:03:22 |
Sergej Rachmaninow | ||
5 | Sonate g-Moll op. 19 | 00:36:55 |
9 | Vocalise e-Moll op. 34 Nr. 14 für Violoncello und Klavier | 00:06:22 |
Alexander Gretschaninow | ||
10 | Twilight op. 126b (aus: Early Morning op. 126) | 00:02:13 |
11 | On Winter's Eve op. 126b (aus: Early Morning op. 126) | 00:01:52 |
12 | Homesickness op. 126b (aus: Early Morning op. 126) | 00:02:02 |
Interpreten der Einspielung
- Katharina Deserno (Violoncello)
- Nenad Lečič (Klavier)