cpo 777 788-2
2 CD • 1h 58min • 2012
18.12.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bevor er mit seinen Herz-Schmerz-Operetten, die durch den Tenor Richard Tauber zu hoher Popularität kamen, in den gefährlichen Grenzbereich des Kitsches geriet, knüpfte Franz Lehár mit dem 1909 uraufgeführten Graf von Luxemburg noch einmal an die große Tradition der Wiener Operette an und bewies sich als legitimer Nachfolger von Johann Strauß. Dabei griff er auf Stilmittel und Konstellationen seiner vier Jahre vorher entstandenen Lustigen Witwe zurück. Da von diesem noch häufig gespielten Meisterstück der Gattung relativ wenige Gesamtaufnahmen (älteren Datums) vorliegen, ist die neue Produktion aus Osnabrück durchaus willkommen, zumal sie vollständiger ist als die früheren und in philologischer Hinsicht punkten kann.
Es handelt sich im übrigen nicht um einen Mitschnitt aus dem Theater, wo die Inszenierung 2011 Premiere hatte, sondern um eine Produktion unter Studio-Bedingungen aus dem Großen Saal der Osnabrückhalle. Das bringt klangliche Vorteile, ohne dass die Spontaneität dabei verloren ginge.
In künstlerischer Hinsicht empfiehlt sich diese Aufnahme vor allem wegen der orchestralen Leistung. Daniel Inbal, der mit dem Stück schon seit seiner Zeit an der Wiener Volksoper vertraut ist, trifft mit seinen Musikern das richtige Idiom, bezaubert mit schwereloser Walzer-Eleganz.
Die Sängerbesetzung ist in allen Positionen gediegen, ohne allerdings irgendwo über Osnabrück hinauszuweisen. Marco Vassalli hat in der Titelrolle einen schlanken lyrischen Bariton ohne hervorstechende Eigenschaften, aber mit sicherer tenoraler Höhe einzusetzen, über das Charisma des Draufgängers, das die Partie auch verlangt, verfügt er nicht. Astrid Kessler ist eine kühle, wenig glamouröse Diva Angèle, mit kleinen netten Stimmen geben Daniel Wagner und Marie-Christine Haase das Buffopaar. Für den Fürsten Basil ist mit Mark Hamman statt des üblichen Basses ein Charaktertenor aufgeboten, dessen komödiantische Fähigkeiten auf der Bühne wohl noch mehr zum Tragen kamen als jetzt in der Tonkonserve. Eva Schneidereit liefert als Gräfin Kokozow im dritten Akt eine amüsante, da präzise Knallcharge und macht auch einiges aus ihrem Couplet.
Ekkehard Pluta [18.12.2014]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Lehár | ||
1 | Der Graf von Luxemburg (Operette) |
Interpreten der Einspielung
- Marco Vassalli (René, Graf von Luxemburg, Schriftsteller - Tenor)
- Mark Hamman (Fürst Basil Basilowitsch, russischer Handelsdelegierter - Te)
- Eva Schneidereit (Anastasia Iwanowa Kokosowa, Frau des Fürsten Basilowitsch - )
- Daniel Wagner (Armand Brissard, Maler - Tenor)
- Astrid Kessler (Angèle Didier , Sängerin im Apollo-Theater - Sopran)
- Marie-Christine Haase (Juliette Vermont, Tänzerin im Apollo-Theater - Sopran)
- Tadeusz Jedras (Sergej Mentschikoff, Leibwächter)
- Marcin Tlalka (Pawel von Pawlowitsch, Leibwächter)
- Stefan Kreimer (Pélégrin, Standesbeamter - Bariton)
- Chor des Theaters Osnabrück (Chor)
- Osnabrücker Symphonieorchester (Orchester)
- Daniel Inbal (Dirigent)