Bach
Illuminations
hänssler CLASSIC 98.041
1 CD • 75min • 2014
21.01.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Herz der 67jährigen Pianistin Angelika Nebel, einst Schülerin des legendären Hans Leygraf, die als Professorin an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf wirkt, schlägt für Johann Sebastian Bach. Es ist allerdings eine besondere Bach-Liebe, mit Akzent nämlich auf Transkriptionen – die Einrichtung für Klavier von Stücken verschiedenster Herkunft. Zwanzig davon, vom späten 19. bis zum 21. Jahrhundert, versammelt die Pianistin auf ihrer aktuellen CD mit dem sprechenden Titel „Illuminationes“. Also wechselnde Beleuchtungen Bachscher Musik – somit nicht grundlegende Umarbeitungen oder Arrangements. Eher, dass da eben eine geänderte (Klang-)Farbe ins Spiel kommt. Indes hält sich Angelika Nebel als Interpretin spürbar zurück; sie bleibt eng an der Vorlage, konsequent und zielgerichtet; nicht zufällig verweist sie im beigefügten Interview auf gewisse diskrete improvisatorische Eigenheiten (zum Beispiel Ornamentierungen) von Organisten.
Zwar eröffnet ein Werk des wohl bekanntesten Transkriptors die „Illuminationes“-Reihe: Franz Liszt mit Bachs C-Dur-Präludium und Fuge BWV 545. Doch Angelika Nebel beharrt selbst hier, und zu Recht, auf einer gewissen Geradlinigkeit, ja Schmucklosigkeit der pianistischen Nachgestaltung. Das gilt natürlich kaum minder für ihre eigenen „Beleuchtungen“, zumal der beiden Choralvorspiele „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“ BWV 639 und „Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter“ BWV 650 mit (höchstens) einer gewissen Tendenz zur Oktavverdopplung. Die meisten der übrigen Bearbeiter, mit Ausnahme etwa von Dmitry Kabalevsky und Egon Petri, tragen kaum bekannte Namen – man muss schon dicke Lexiken wälzen, um zu ihnen vorzudringen. Leider fehlen auch im CD-Heft dazu detailliertere Angaben. Aber letztlich schadet das nicht einmal: die meisten dieser „Klavier-Einrichter“ wollten nämlich möglichst eng am Original bleiben und nicht eine eigene kreative Handschrift präsentieren. Da die spätromantischen Großmeister dieser Manier wie Busoni oder Reger sowieso und wohl mit Absicht fehlen, scheint die Auswahl ganz direkt auf solch „dienenden“ Aspekt ausgerichtet.
Zum Schluss frönt Angelika Nebel doch noch einer gewissen klanglichen Aufwertung. Gemeinsam mit ihrem 32jährigen brasilianischen Meisterschüler, der den schönen Namen Wagner Stefani d’Aragona Malheiro Prado trägt, hat sie den eröffnenden Chorsatz der Advents-Kantate BWV 62 „Nun komm, der Heiden Heiland“ für zwei Klaviere bearbeitet und trägt ihn gemeinsam mit ihrem gleichgestimmten Eleven vor. Doch bei aller gelegentlichen Klangverliebtheit in den „Zwei-Klaviere-Ton“: die Struktur dieser prachtvollen Polyphonie bleibt selbst in der pittoresk anmutenden „Umfärbung“ gewahrt.
Mario Gerteis † [21.01.2015]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Prelude and Fugue C major BWV 545 | 00:07:12 |
3 | Sonata No. 4 c minor BWV 1017 for Violin and Piano | 00:03:03 |
4 | Orchestersuite No. 3 D major BWV 1068 | 00:03:57 |
5 | Partita No. 2 d minor BWV 1004 for Violin solo | 00:04:54 |
6 | Wachet auf, ruft uns die Stimme BWV 645 | 00:06:20 |
7 | Partita No. 3 E major BWV 1006 for Violin solo | 00:03:35 |
8 | Aus der Tiefe rufe ich e minor BWV 745 | 00:04:59 |
9 | Pastorella F major BWV 590 | 00:12:51 |
13 | Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639 | 00:02:43 |
14 | Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter BWV 650 | 00:03:31 |
15 | Prelude and Fugue g minor BWV 558 | 00:04:44 |
17 | In dulci jubilo BWV 729 | 00:03:07 |
18 | Toccata, Adagio and Fugue C major BWV 564 | 00:03:42 |
19 | Aria Schafe können sicher weiden BWV 208 | 00:05:02 |
20 | Nun komm, der Heiden Heiland BWV 62 | 00:05:23 |
Interpreten der Einspielung
- Angelika Nebel (Klavier)