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Besprechung CD

Dances Benjamin Grosvenor

Decca 478 5334

1 CD • 81min • 2013

25.09.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Ein junger Pianist mag, so er sich diskographisch zu profilieren trachtet, bei der Werkwahl in bewusste Konkurrenz zu den Koryphäen seines Fachs treten. Oder er sucht einen eigenen, womöglich originellen Weg. Der Brite Benjamin Grosvenor, Jahrgang 1992, hat sich bei „Dances“ für die letztere Fährte entschieden. Offenbar ausgehend von einer Idee Busonis, reiht er Tänze aus drei Jahrhunderten aneinander. Damit kann der aufstrebende Jungstar einerseits Vielseitigkeit demonstrieren, anderseits seine pianistische Handschrift in diversen Variationen vorführen. Nicht dass er über alles unbekümmert seinen eigenen Interpretationsstil stülpen würde; vielmehr versucht er, dem individuellen Wesen der ausgewählten Stücke auf die Spur zu kommen. Das ist löblich – und vermag doch nicht immer restlos zu überzeugen.

Zum Beispiel beim Eröffnungswerk, der 4. Partita D-Dur von J.S.Bach mit ihrer Abfolge von französischen Barocktänzen. Das ist nicht unbedingt Grosvenors Welt, so sehr er sich um klare Linienführung bemüht. Die erstrebte Nüchternheit wirkt bisweilen wie aus zweiter Hand. Auch bei Chopin geht er – etwa im Andante spianato, das die Grande Polonaise brillante präludiert – eine Spur zu verhalten ans Werk. Ins Positive gewendet: es ist eher eine filigranhaufte denn eine rauschende Poesie, die er vorführt; Geläufigkeit, elegant ausphrasiert, steht vor Klangvolumen. Ähnlich ausgeprägt – eigenständiger noch als die Auswahl von Skrjabin-Mazurken – präsentieren sich die 8 Valses poeticos des Spaniers Enrique Granados.

Aber natürlich beherrscht Benjamin Grosvenor mühelos auch die brillante Geste. Beweisen kann er das am frappantesten in einem Stück, das als klavieristische Showpiece einst unsere Urgroßväter betörte und heute nur noch selten (gelegentlich als Zugabe) im Konzertsaal auftaucht: jene Arabesken über den Donauwalzer von Johann Strauss, die der polnisch-deutsche Pianist Adolf Schulz-Evler im späten 19. Jahrhundert verfertigt hatte. Verwandt den Liszt-Paraphrasen, doch um Grade unverschämter auf Effekt zielend. Übrigens, Grosvenor versteht auch kernig zu hämmern, wenns sein muss – demonstriert in der letzten Quasi-Zugabe, der stampfenden Boogie-Woogie-Etüde des Amerikaners Morton Gould.

Mario Gerteis † [25.09.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Partita Nr. 4 D-Dur BWV 828 00:17:45
Frédéric Chopin
8Andante spianato et Grande Polonaise brillante Es-Dur op. 22 00:12:59
10Polonaise fis-Moll op. 44 – Tempo di polacca - doppio movmento, tempo di Mazurka - Tempo I 00:10:24
Alexander Scriabin
11Mazurka cis-Moll op. 3 Nr. 6 – Scherzando 00:02:17
12Mazurka E-Dur op. 3 Nr. 4 – Moderato 00:03:55
13Mazurka gis-Moll op. 3 Nr. 9 00:02:48
14Valse As-Dur op. 38 00:05:38
Enrique Granados
15Valses poeticos op. 10 00:09:51
Adolf Schulz-Evler
24Arabesques on Johann Strauss's By the Beautiful Blue Danube 00:10:02
Isaac Albéniz
25Tango op. 165 Nr. 2 00:02:40
Morton Gould
26Boogie-Woogie Etude 00:02:09

Interpreten der Einspielung

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