In this moonlit night
Lieder by Tchaikovsky, Mussorgsky & Taneyev
Ondine ODE 1216-2
1 CD • 59min • 2011
10.04.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Modest Mussorgsky (1839-1881) und Peter Tschaikowsky (1840-1893) waren die beiden herausragenden russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Sie galten als Antipoden und sahen sich wohl auch selbst so. Tschaikowsky rümpfte die Nase über den Dilettantismus Mussorgskys und seiner Kollegen vom „Mächtigen Häuflein“, diese wiederum sahen in ihm einen Vertreter westlicher „Dekadenz“. Das zweite Recital russischer Lieder mit dem sibirischen Bariton Dmitri Hvorostovsky, das Mussorgskys berühmten Zyklus Lieder und Tänze des Todes zwischen Liedkompositionen Tschaikowskys und seines Meisterschülers Sergej Taneyev stellt, macht allerdings mehr die Gemeinsamkeiten als die Gegensätze der beiden Galionsfiguren deutlich. Das liegt rein inhaltlich schon daran, dass die im Todesjahr Tschaikowskys (1893) komponierten sechs Lieder op. 73 (auf ursprünglich deutsche Naturlyrik von Daniel Rathaus) in düsteren Farben gehalten sind und Abschiedsstimmung vermitteln. Aber auch musikalisch weicht der Komponist hier vom Romanzenton vieler seiner früheren Lieder ab.
Sergej Taneyev (1856-1915) war eine zentrale Figur im russischen Kulturleben seiner Zeit. Er war ein Freund Leo Tolstojs und wurde von dessen Frau Sofia angehimmelt, was mehrfach zu heftigen Eifersuchtsausbrüchen im Hause des Dichters führte. Als Komponist war er kein Neuerer, sondern baute auf dem Studium der alten Meister auf. Seine Trilogie Oresteia nach Aischylos wird in Russland gelegentlich noch gespielt. Das vorliegende Recital enthält sechs Lieder aus drei verschiedenen Zyklen, die eine gewisse Spannweite des Ausdrucks zeigen, vom Rokoko-Zitat („Minuet“) bis zur romantischen Naturbeschwörung.
Wie schon in dem vorangegangenen Recital mit Liedern Rachmaninows geht Hvorostovsky diese Gesänge mit den Mitteln des dramatischen Sängers an. Zwar fehlt es nicht an dynamischen Abstufungen und die piano-Bereiche sind dem Russen durchaus zugänglich, aber er singt stets mit Power und einem gewissen Druck, als müsse die Stimme über ein großes Orchester dringen, was hier nicht der Fall ist. Denn Ivari Ilja erweist sich ein weiteres Mal als sensibler, auch poetischer Zwischentöne fähiger Begleiter.
Ekkehard Pluta [10.04.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Wir saßen zusammen op. 73 Nr. 1 | 00:02:42 |
2 | Die Nacht op. 73 Nr. 2 | 00:04:09 |
3 | In der mondklaren Nacht op. 73 Nr. 3 | 00:02:02 |
4 | Die Sonne ist untergegangen op. 73 Nr. 4 | 00:01:54 |
5 | An finsteren Tagen op. 73 Nr. 5 | 00:01:51 |
6 | Wieder bin ich, wie früher, allein op. 73 Nr. 6 | 00:02:54 |
7 | Lullaby | 00:05:27 |
8 | Serenade | 00:05:01 |
9 | Trepak | 00:05:20 |
10 | The Field Marshal | 00:06:14 |
Sergej Tanejew | ||
11 | All are asleep op. 17 Nr. 10 | 00:03:38 |
12 | Minuet op. 26 Nr. 9 | 00:04:48 |
13 | Not the wind from on high op. 17 Nr. 5 | 00:02:19 |
14 | Winter path op. 32 Nr. 4 | 00:03:05 |
15 | Stalactites op. 26 Nr. 6 | 00:04:24 |
16 | Anxiously beats the heart op. 17 Nr. 9 | 00:02:14 |
Interpreten der Einspielung
- Dmitri Hvorostovsky (Bariton)
- Ivari Ilja (Klavier)