Josquin Desprez
Psalmvertonungen • Psalm Settings
cpo 777 588-2
1 CD • 70min • 2009
26.10.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Psalmen stechen aus den biblischen Schriften hervor: Ihre schwierige dichterische Sprache bringt Theologiestudenten beim Studium des Alten Testaments in der Originalsprache oft in arge Bedrängnis. Die Sammlung der 150 Dichtungen, vom 6. bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden, ist von hoher literarischer Qualität; ihr Inhalt umgreift alle Sphären des Glaubenslebens: von Lob und Dank über Klage und Trauer, Buße und Reue bis zu Hoffnung und Zuversicht. Im Gregorianischen Gesang vorgetragen, bildete die Psalmodie einen Hauptbestandteil des Stundengebets der Ordensleute und Weltpriester.
Die Psalmvertonungen von Josquin Desprez (ca. 1450-1521) gehören zu den frühesten Kompositionen auf Psalmtexte, wie sie auf Latein in der Vulgata, dem damals verpflichtenden und allgemein gültigen Bibeltext der römisch-katholischen Kirche, überliefert sind. Bemerkenswert ist, dass Josquin für seine Vertonungen viele Psalmen auswählte, die aus der Ich-Perspektive verfasst sind. Man könnte in der Wahl solcher Texte und in ihrer üüberaus artifiziellen Umsetzung in Musik durchaus eine Anlehnung an die Tradition der Devotio moderna sehen, die das individuelle geistliche Erlebnis so hoch schätzt; überdies mag man auch an hochkultivierte und wohlhabende private Abnehmer der Stücke denken, die – wiederum im Sinne einer persönlichen Frömmigkeit – diese Musik für den Gottesdienst in ihrer Hauskapelle verwendet haben mögen.
Manfred Cordes und sein Ensemble Weser-Renaissance Bremen haben bereits eine Einspielung Marianischer Motetten von Josquin Desprez vorgelegt, die mir Anfang dieses Jahres zur Rezension vorlag: Damals wie heute ist Manfred Cordes und seinen Musikern hoher Respekt für den stilsicheren und feinfühligen Umgang mit ihrem Repertoire zu zollen.
So kann denn das Fazit der vorherigen CD mit Musik des Meisters der franko-flämischen Polyphonie auch für diese Einspielung gelten: Die Begegnung mit der Musik Josquin Desprez ist mit dem Erlebnis einer gotischen Kirche – beispielsweise der Sainte-Chapelle in Paris – zu vergleichen: Staunend sieht man dort und hört man hier eine perfekte Architektur, und in beiden Fällen mag manchen das Gefühl beschleichen, es täte sich ihm der Himmel auf. Exzellente technische Fertigkeiten bedingungslos in den Dienst des jeweiligen Kunstwerks zu stellen und für jedes die richtige musikalischen Sprache zu finden und dabei als Interpreten sich keine Sekunde lang in den Vordergrund zu rücken: Das zeichnet Manfred Cordes und sein Ensemble Weser-Renaissance Bremen in besonderer Weise aus, und dadurch empfängt auch die Musik Josquins eine in ihrer perfekten Schönheit begründete eindringliche Innigkeit.
Detmar Huchting [26.10.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Josquin Desprez | ||
1 | De profundis clamavi (Psalm 129 à 5) | 00:04:54 |
2 | In exitu Israel de Egypto (Psalm 113 à 4) | 00:13:02 |
3 | Domine ne in furore (Psalm 37 à 4) | 00:08:09 |
4 | Miserere mei, Deus (Psalm 50 à 5) | |
5 | Memor esto verbis tuis (Psalm 118 à 4) | 00:10:41 |
6 | Qui habitat in adutorio (Psalm 90 à 4) | 00:10:03 |
7 | Miscericordias Domini in aeternum cantabo (à 4) | 00:09:40 |
Interpreten der Einspielung
- Weser-Renaissance (Ensemble)
- Manfred Cordes (Dirigent)