Anton Arensky
Five Suites for Two Pianos
cpo 777 651-2
1 CD • 80min • 2010
17.08.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wenn man das kaum allzu bekannte Schaffen des Russen Anton Arensky (1861-1906) zu umreißen sucht, dann vielleicht am ehesten durch das Vorher und das Nachher. Vorher: Arensky war ein Freund und unbedingt auch ein treuer Gefolgsmann von Tschaikowsky. Nachher: sein berühmtester Schüler am Konservatorium von Moskau – neben Skrjabin, mit dem er sich bezeichnenderweise kaum verstand – war Rachmaninoff. Zu seiner Zeit freilich hatte Arensky mit seinem eher gegen Westen ausgerichteten und konsequent emotionalen Kompositionsstil auch andere Fans, zum Beispiel den Dichter Leo Tolstoi, der den Komponisten auf sein Landgut einlud und dessen Musik als „simpel und sehr melodisch" pries.
Simpel? Vielleicht bisweilen im Anspruch, nicht aber in der Ausführung. Das Klavierduo Genova & Dimitrov will keineswegs verstecken, dass es da durchaus virtuose Klippen zu umschiffen gilt. Es lassen, wenn man weitere Vorbilder nennen will, Chopin und Liszt grüßen. Arensky war ein Könner der knappen Form, und so kann es nicht verwundern, dass seine vielsätzigen fünf Suiten für zwei Klaviere zu seinen besten und zweifellos typischsten Werken gehören. Die Griechin Aglika Genova und der Bulgare Liuben Dimitrov – seit gut anderthalb Jahrzehnten zum erfolgreichen Klavierduo vereinigt – nehmen's auf die klangsensible Art. Das ist gut so, werden dabei doch die elegischen Passagen nicht ins Sentimentale verbogen und andererseits die pathetischen Aufschwünge zu wohltuender Lockerheit zurückgebunden. Zudem zeigt sich: in den oft witzigen Aperçus (Polichinelle in der 2. Suite, die barockisierenden Menuett und Gavotte in der 3. Suite, die charmante Romanze in der 4. Suite) kommt Arenskys gefällige Musik am schlüssigsten zu sich selber. Sie gewinnt in der angemessen leichthändigen Interpretation, wie sie dem Duo Genova & Dimitrov auf frappierende Art gelingt, an Witz und Eleganz.
So vermögen die beiden versierten Pianisten auch den verborgenen Sinn der 5. Suite zu ergründen. Diese nennt sich zwar Kindersuite, aber sie ist nur bedingt für Kinder geeignet. Es sind acht sehr kurze, oft nur einminütige Stücke, die an die heiteren, unbeschwerten Jahre der Kindheit erinnern sollen. Wenn man will, mag man hier sogar ein bisschen Melancholie heraushören. Denn Arensky schrieb sie kurz vor seinem Tod mit nur 45 Jahren, in einer letzten Phase des Zerfalls durch Trunk- und Spielsucht.
Mario Gerteis † [17.08.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Anton Arensky | ||
1 | Suite Nr. 1 op. 15 | 00:13:13 |
4 | Suite Nr. 2 op. 23 (Silhouetten) | 00:15:30 |
9 | Suite Nr. 3 op. 33 (Variationen C-Dur) | 00:25:53 |
19 | Suite Nr. 4 op. 62 | 00:13:57 |
23 | Suite Nr. 5 op. 65 (Children's Suite) | 00:11:13 |
Interpreten der Einspielung
- Klavierduo Genova & Dimitrov (Klavier)