hänssler CLASSIC 98.463
1 CD • 62min • 2011
17.02.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 1979 in München geborene Cellist Johannes Moser, Gewinner des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs und zweimaliger ECHO-Preisträger, geht seinen eigenen Weg: Während sich andere junge Instrumentalisten sofort auf die Schlachtrösser des Repertoires stürzen, erforscht Moser systematisch dessen Randgebiete bis hin zum Musikschaffen der Gegenwart – gewinnbringend für ihn und seine künstlerische Entwicklung ebenso wie für sein Publikum, das mit interessanten seltener gespielten Werken bekannt gemacht wird. Nach seiner ausgezeichneten CD mit Konzerten von Martinu, Hindemith und Honegger legt er nun zwei der bedeutendsten Cello-Konzerte des 20.Jahrhunderts vor, die beide für Mstislav Rostropowitsch geschrieben und von diesem uraufgeführt wurden.
Das erste Cellokonzert von Dimitri Schostakowitsch, entstanden 1959 in der Zeit des politischen „Tauwetters" nach Stalins Tod, überrascht mit einer im Vergleich zur vorangegangenen 11. Sinfonie („Das Jahr 1905") kleinen Orchesterbesetzung, die dem Solisten perfekten Spielraum gewährt. Auf einen „scherzhaften Marsch" – wie immer bei Schostakowitsch nicht ohne doppelten Boden – folgt ein elegisches, volksliedhaftes Moderato, das mit ätherischen Flageolett- und Celesta-Tönen verklingt, bevor eine große auskomponierte Solokadenz zum Hexentanz des Finales überleitet.
Fünf Jahre später wurde in Moskau die Sinfonie für Cello und Orchester von Benjamin Britten unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt, ein großangelegtes Werk, dessen Titel auf die gleichberechtigte Behandlung von Soloinstrument und Orchester bei der Verarbeitung des reichen motivischen Materials verweist. Das Allegro in Sonatenform, das gespenstische Scherzo und das tiefgründige Adagio, das durch eine Kadenz mit der Schluss-Passacaglia verbunden ist, stellen die klanglichen Möglichkeiten des Violoncellos wirkungsvoll heraus, lassen aber ebenso das Orchester ein gewichtiges Wort in Brittens anspruchsvollstem konzertanten Werk mitreden.
Johannes Mosers Spiel ist makellos, außerordentlich tonschön und souverän in der musikalischen Gestaltung. Seine brillanten technischen Fertigkeiten stellt er mit Leidenschaft in den Dienst des jeweiligen Werkes und verzichtet auf selbstverliebte Übertreibungen, gegen die der Widmungsträger dieser Konzerte nicht immer gefeit war. Mit dem Kölner WDR Sinfonieorchester unter dem jungen finnischen Dirigenten Pietari Inkinen steht Moser hier ein adäquater Partner gegenüber.
Sixtus König † † [17.02.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch | ||
1 | Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 107 für Violoncello und Orchester | 00:27:50 |
Benjamin Britten | ||
5 | Cello-Sinfonie op. 68 für Violoncello und Orchester | 00:34:34 |
Interpreten der Einspielung
- Johannes Moser (Violoncello)
- WDR Sinfonieorchester Köln (Orchester)
- Pietari Inkinen (Dirigent)