fragile A Requiem for Male Voices
OehmsClassics OC 817
1 CD • 54min • 2009
14.01.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wagemut, Ideenreichtum und Repertoire-Innovation heißt die Devise dieser Produktion. Weder schnell noch leicht werden sich vergleichbare Vokalgruppierungen, vielleicht mit Ausnahme der King’s Singers in England, der hier vorliegenden Herausforderung an Originalvorlagen, Bearbeitungen und Stilvielfalt stellen können. Die spannende Frage heißt: Wie werden die Zuhörer reagieren? Immerhin lautet das fragile, heikle Generalthema „Tod und Verklärung“, genauer „ein Requiem für Männerstimmen“. Nein, die „Male Voices“ werden da gewiß nicht zu Grabe getragen, sondern messen ganz im Gegenteil ihre Lebenskraft, Ausstrahlung und Gestaltungsvarianten an einschlägigen, auch selbst bearbeiteten Werken, Texten und Klangformen. Das Gelingen im vorliegenden Falle ist also eher eine Sache des Zuhörens. Mehr noch: Eine Sache des Zuhören-Könnens und Verstehen-Könnens. Auch im Hinblick auf die Vielsprachigkeit der ohne Übersetzungshilfe im Beiheft abgedruckten lateinischen, deutschen, englischen und französischen Originaltexte. Unabhängig davon empfiehlt sich jedoch das Lesen der aufschlußreichen Beiheftkommentare aus der Feder des mitwirkenden Vokalbassisten Schmidt als eine unverzichtbare Vorab-Lektüre zur Entstehung und zum Gesamtkonzept der CD.
Ausgangspunkt und geistliches Zentrum des Vorhabens ist die konzertante Aufführung einer Trauermesse des führenden Renaissancemeister Pierre de la Rue (1460?-1518). Charakteristisch sind deren Satzkünste voller Zunftgeheimnisse, die auch von der modernen Musikforschung längst nicht alle gelöst sind. Die Einzelsätze dieser „Messe für die im Glauben treuen Toten“ (fidelibus defunctis) werden entsprechend der liturgischen Praxis im feierlichen Hochamt auch hier voneinander getrennt. Zur Überbrückung erklingen dafür stilübergreifend und inhaltlich gleichsam kommentierend passende Kompositionen. Den (scheinbar) modernen, schrägen Klängen des Renaissancemeisters entsprechen die aktuellen Kostproben der Intermezzi. Diese bedürfen allerdings eines hohen Maßes an Anpassung, Einfühlungsvermögen und Wechselgefühlen. Für die Interpreten ist das – natürlich! – keine Frage. Die erforderliche Resonanz der Zuhörer hat man dagegen bei Konzertauftritten vorsorglich, vermutlich aber erfolgreich erprobt. Konventionelle Volkslied-Bearbeitungstechnik, progressives Spiritual-Arrangement, höchst komplexe Experimentalwirkung einer Walt-Whitman-Meditation (Whispers of Heavenly Death) bis hin zu Übernahmen philosophisch-religiöser Text- und Melodie-Adaptionen der Popszene summieren sich nun zu einer kühnen Folge perfekter Vortragstechnik
Dr. Gerhard Pätzig [14.01.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ludwig Thomas | ||
1 | Mein junges Leben hat ein End' | 00:02:06 |
Sting | ||
2 | Fragile | 00:03:20 |
Pierre Rue | ||
3 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:03:52 |
Kurt Weill | ||
4 | Zu Potsdam unter den Eichen (aus: Berliner Requiem) | 00:02:20 |
Pierre Rue | ||
5 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:02:00 |
Einojuhani Rautavaara | ||
6 | Serenadi kuolemalle | 00:02:27 |
Pierre Rue | ||
7 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:03:30 |
trad. | ||
8 | Deep River | 00:02:24 |
Pierre Rue | ||
9 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:04:48 |
Hans Schanderl | ||
10 | Whispers of Heavenly Death (nach einem Text von Walt Whitman) | 00:07:24 |
Pierre Rue | ||
11 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:03:29 |
Knut Nystedt | ||
12 | Peace I will leave with you | 00:02:02 |
Pierre Rue | ||
13 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:02:55 |
14 | Missa pro fidelibus defunctis | 00:02:24 |
Eric Clapton | ||
15 | Tears in Heaven | 00:04:33 |
trad. | ||
16 | Der Mond ist aufgegangen | 00:03:04 |
Interpreten der Einspielung
- Die Singphoniker (Ensemble)