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Besprechung CD/SACD stereo/surround

cpo 777 536-2

2 CD/SACD stereo/surround • 2h 02min • 2010, 2009

03.08.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

An hochkarätigen Aufnahmen der Schumann-Sinfonien herrscht wahrhaftig kein Mangel, so dass die Notwendigkeit einer Neueinspielung nicht a priori gegeben ist. Für das Orchester aus Chemnitz war es wohl eine Art Ehrenpflicht, sich mit den Werken seines Namens-Patrons auf Tonträger zu präsentieren, in denen man sich ohne Frage gut auskennt und deren Klippen man mit Bravour bewältigt. Kleinere Ungenauigkeiten im Zusammenspiel sind eher nachlassender Aufmerksamkeit angesichts einer durchweg von Routine geprägten Wiedergabe zuzuschreiben.

Nun ist es bei Schumann allein mit Routine nicht getan. Die stellenweise nicht unproblematische Instrumentierung erfordert ein waches Ohr und wenn schon keine Retuschen, so doch das strukturierende Eingreifen des Dirigenten, um den dicken Satz aufzulichten und die wesentlichen Stimmen zu Tage treten zu lassen. Frank Beermann lässt dies weitgehend vermissen, was etwa den Kopfsatz der Rheinischen ziemlich undurchsichtig macht. Andere Sätze wie z.B. das Finale der gleichen Sinfonie sind da weniger anfällig. Grundsätzlich drängen sich immer wieder Stützakkorde, Haltestimmen oder Tonrepetitionen einzelner Bläser gegenüber den täätigen Stimmen in den Vordergrund und fallen Details der mangelnden Klangbalance zum Opfer.

Am sorgfältigsten ausgearbeitet und deshalb am überzeugendsten ist die Frühlingssinfonie gelungen. Die Aufnahmen der anderen Sinfonien zeichnen sich vor allem durch rekordverdächtige, aber nicht immer richtig ausgehörte Tempi aus. Das atmet nicht und lässt keine Zeit zum ausspielen. Dabei büßen die schnellen Sätze an rhythmischem Profil, Kraft und deutlicher Phrasierung ein, und für spannungsknisternde Übergänge bleibt ebenso wie für wirkungsvolle Schluss-Steigerungen wenig Spielraum. Das Allegro im Kopfsatz der zweiten Sinfonie zum Beispiel, von Schumann mit dem Zusatz „ma non troppo“ versehen, wird zu mechanischem Geleier, das Finale wirkt flüchtig, die Zitate aus den vorangegangenen Sätzen sind ihres Charakters beraubt, in den Schluss wird förmlich hineingestolpert. Beermanns unausgesetzter Vorwärtsdrang kennt kaum Modifizierung oder Entspannung und wirkt auf die Dauer nivellierend. Die Charakteristik der Sätze verschwimmt, die langsamen Sätze bilden – außer bei der Ersten – keine Ruhepunkte mehr. Das überirdische Adagio espressivo der Zweiten etwa kommt als rüstiges Andante mosso daher, die Triolen der Solovioline im Ziemlich langsam der Vierten klingen gehetzt statt dolce.

So lässt die klanglich recht ansprechende SACD-Neuveröffentlichung musikalisch doch einige Wünsche offen und dürfte neben den Spitzenaufnahmen keinen leichten Stand haben. Die (inzwischen zum Standard gewordene) neue Urtextausgabe bietet wenig neue Erkenntnisse, die (als zweite entstandene) vierte Sinfonie in d-Moll wird vernünftigerweise in Schumanns endgültiger Fassung von 1851 geboten.

Sixtus König † † [03.08.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Robert Schumann
1Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 (Frühlingssinfonie) 00:31:22
5Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61 00:32:57
CD/SACD 2
1Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 (Rheinische) 00:29:12
6Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 00:27:48

Interpreten der Einspielung

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