Joseph Haydn Complete Symphonies Vol. 12
hänssler CLASSIC 98.535
1 CD • 65min • 2009
14.05.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Großprojekte der Schallplattenindustrie sind immer interessant zu beobachten, besonders, wenn sich deren Durchführung über längere Zeit hinzieht. Beginnen Dirigent und Ensemble eher vorsichtig und steigern sich, lässt die Eingangsverve nach, oder verändert sich der Stil nachhaltig? Die derzeit entstehende Gesamteinspielung sämtlicher Sinfonien Joseph Haydns durch die Heidelberger Sinfoniker und Thomas Fey wurde von KLASSIK HEUTE immer wieder mit positiven Besprechungen begleitet. Mittlerweile ist das Projekt, das erfreulich langsam voranschreitet und dessen Standards an Sorgfalt deswegen problemlos gehalten werden können, mit etwa 30 eingespielten und publizierten Sinfonien schon gut vorangekommen; eine Zwischenbilanz bietet sich an.
Im Vergleich zur Anfangsphase des Heidelberger Projektes unter Thomas Fey scheint generell der Tonfall etwas rauher geworden zu sein. Dies zeigt Vol. 12 der Gesamteinspielung mit zwei C-Dur-Sinfonien. Der Kopfsatz der C-Dur-Sinfonie Nr. 48 Maria Theresia beginnt mit hart gestochenen Trompeten und geklöppelter Pauke geradezu knallig; zwar sind die Tempi nach wie vor angenehm zurückgehalten und auch die Klangoberfläche der Heidelberger Symphoniker mit ihren weichen (historisierenden) Streichern nicht im Ganzen aufgerauht; doch die Akzente sind generell schärfer geworden. Auch in der Sinfonie Nr. 56 wirken die Passagen mit den Trompeten auf Dauer zu grell, der Effekt nutzt sich ab. Glücklicherweise spielt der Pauker seine zahlreichen Soli mit grösserem Modulationsreichtum.
Ein Verdacht liegt nahe: Bildet sich da bei Thomas Fey der Eindruck heraus, man müsste die Effektintensität erhöhen, um noch genug Wirkung zu erzielen? Glücklicherweise bestätigt der Gesamteindruck der Platte diesen Eindruck nicht, oder nur zu einem geringen Teil. Zwar neigt Thomas Fey mittlerweile in den Knotenpunkten des Satzverlaufes (etwa in den Codas zu den Ecksätzen) zu aggressivem Musizieren, die langsamen Sätze jedoch werden nach wie vor gelassen angegangen und müssen nicht förmlich umgemodelt werden, so, als ob ein langsames Tempo automatisch eine geringe Ereignisdichte bedeuten würde. An manchen Stellen, etwa zu Beginn der Durchführung des Eingangs-Allegros der Sinfonie Nr. 48, wirkt der Zug, den Thomas Fey hier entfacht, auch unbedingt positiv, weil die harmonische Progression sehr mitreißend vorgestellt wird.
Das Fazit ist: Eine weitere sehr hochwertige Interpretation; Thomas Fey sollte seinen Hang zur Gelassenheit bewahren und nicht versuchen, schnell und kurzatmig mit Äußerlichkeiten Aufmerksamkeit zu erregen.
Prof. Michael B. Weiß [14.05.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Sinfonie Nr. 48 C-Dur Hob. I:48 (Maria Theresia) | 00:32:12 |
5 | Sinfonie Nr. 56 C-Dur Hob. I:56 | 00:32:29 |
Interpreten der Einspielung
- Heidelberger Sinfoniker (Orchester)
- Thomas Fey (Dirigent)