Claude Debussy
Music for the Prix de Rome
Glossa GCD 922206
2 CD • 1h 42min • 2009
25.02.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Prix de Rome sei, so meinte Claude Debussy im Jahre 1903, „ein Spiel oder vielmehr ein Nationalsport. Man lernt die Regeln an dem Conservatoire, der École des Beaux-Arts und andern Orten. Die Wettkämpfe, denen ein hartes Training voraufgeht, werden einmal täglich ausgetragen.“ Daß er selbst 1884 mit seiner Kantate L’Enfant prodigue diesen Wettkampf für sich entschieden und sich auch ein Jahr zuvor bereits mit Le Gladiateur warmgelaufen hatte, dürfte er bei seiner leicht ironischen Bemerkung freilich ebenso vergessen haben wie die verschiedenen Leistungsnachweise, die er während seines Aufenthalts in der Ewigen Stadt nach Hause schickte – allesamt staunenswerte und außerordentlich „debussystische“ Stücke wie auch die sinfonische Suite Printemps oder La Damoiselle élue, angesichts derer keinerlei Zweifel an den Talenten des jungen Mannes oder an seinen ästhetischen Zielsetzungen hätte aufkommen können.
Die vorliegende Produktion des Labels Glossa vereinigt auf zwei CDs alles, was sich der „Wettkämpfer“ Debussy auf seinem Wege vom Pariser zum römischen Circus maximus hat einfallen lassen. Keine Frage, er kannte die Spielregeln und beherrschte das Handwerk (wie sonst hätte ihn die Prüfungskommission, man denke an die spätere Affaire Ravel, das Minenfeld passieren lassen?). Doch wir werden immer auch spüren, wie zu der Beachtung der Vorschriften die Note einer individuellen Schönheitssuche tritt, die alles, was dieser Mann geschrieben hat, zu einem unverwechselbaren und unwiderstehlichen Ereignis macht: Die rezitativischen Deklamationen der Kantaten, die sinnlich vokalisierenden Ranken des Printemps auch in seiner vierhändigen Klavierbegleitung, die dramatischen Bögen und Linien des „Verlorenen Sohnes“, den Einsatz des Orchesters, in dem sich von Ferne die nicht minder unverächtliche Kunst des „alten Römers“ Berlioz spiegelt, bevor sie sich in völlig neue Sphären schwingen wird.
Es fällt leicht, derlei freundliche und begeisterte Worte über Debussys jugendliche Musik zu finden. Einmal, weil sie hält, was der Name ihres Komponisten damals bereits der Welt versprach, und zum andern, weil die gesamte Darbietung, die uns hier zuteil wird, der gestellten Aufgabe zur Ehre gereicht. Vom umfang- und kenntnisreichen Booklet über die schön gestaltete Verpackung bis zum vernehmlichen Engagement der ausführenden Musiker gibt es nichts, das nicht des Rompreises würdig wäre, von dem hier die Rede ist. Einzig der räumliche Klang wird mir in einigen der kleiner besetzten Stücke ein bißchen zu eng – aber sich daran aufzuhängen, wäre etwa dasselbe, als hätte jemand dem Enfant prodigue die Auszeichnung verweigert, weil Claude Debussys Tintenfeder ein paarmal gekleckst hätte.
Rasmus van Rijn [25.02.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claude Debussy | ||
1 | Le Gladiateur (Kantate) | 00:24:27 |
8 | Invocation | 00:04:50 |
9 | La Damoiselle élue | 00:18:45 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Printemps L 68 (Suite symphonique) | 00:16:05 |
3 | Le Printemps | 00:04:54 |
4 | Salut Printemps | 00:04:16 |
5 | L' Enfant prodigue | 00:27:58 |
Interpreten der Einspielung
- Guylaine Girard (Sopran)
- Sophie Marilley (Mezzosopran)
- Bernhard Richter (Tenor)
- Alain Buet (Bariton)
- Marie-Josèphe Jude (Klavier)
- Jean-François Heisser (Klavier)
- Flemish Radio Choir (Chor)
- Brussels Philharmonic (Orchester)
- Hervé Niquet (Dirigent)