David Popper Music for Cello and Piano

Hungaroton HCD 32627
1 CD • 62min • 2009
22.01.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
David Popper (1843-1913) gehört zu den ganz großen Cellisten des 19. Jahrhunderts. Sein Etüdenwerk gehört mit Sicherheit zum täglich Brot in der Ausbildung vieler Cellisten. Und wenngleich Pablo Casals gesagt haben soll, dass niemand schöner für das Cello komponiert habe, so wird dennoch der Ruf des Komponisten Popper bei weitem von dem des (reisenden) Virtuosen überdeckt. Warum das so ist, lässt sich anhand der vorliegenden Hungaroton-Veröffentlichung ohne weiteres nachvollziehen, auf der der Cellist László Mez und der Pianist Gábor Farkas, Sieger des 6. Internationalen Franz Liszt Klavierwettbewerbs Weimar-Bayreuth 2009, verschüttete Schöpfungen (Weltersteinspielung der Suite op. 69) des Tschechen ausgegraben haben, deren Repertoirewert allerdings sehr zweifelhaft ist. Zwar stellen sie bisweilen höchste Anforderungen an den Cellisten wie Pianisten, beispielsweise in der mitunter atemberaubend virtuosen Konzert-Polonaise op. 28, der Mazurka op. 12, dem Finale der Suite op. 69 sowie der Ungarischen Rhapsodie op. 68, einem beliebten Zugabe- und hoch virtuosen Schaustück in typischer Zigeunermanier. Doch empfinde ich manch fingerbrecherisches Passagenwerk als oberflächlich und ermüdend, trotz der präzisen, engagierten und leidenschaftlichen Herangehensweise beider Interpreten. Schnell überdrüssig wurde ich auch der sich insgesamt sehr ähnelnden schwelgerischen und wehmütigen Kantilenen, die jegliche Inspiriertheit und überraschenden Momente vermissen lassen, was außerdem auch für die vorhersehbare Harmonik und Rhythmik sämtlicher hier eingespielten Werke gilt, die mir gelegentlich leider den Eindruck einer nichts sagenden Fließbandarbeit vermitteln.
Da mögen sich László Mez und Gábor Farkas um einen noch so differenzierten Ausdruck bemühen – wobei das bewundernswerte Fingerspitzengefühl und die enorme gestalterische Geschicklichkeit des Pianisten deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als das eher eindimensionale Spiel des Cellisten: Diese Salonstücke zwischen Introvertiertheit und auftrumpfenden Gesten quellen üüber vor Sentimentalität und einer Überdosis Schönklang, dem es jedoch an echter Sinnlichkeit mangelt. Sehr begrüßenswert ist dafür die trotz oft aufgesetzt wirkender Tempodehnungen spielerische und insgesamt flüssige Lesart der Musiker, die glücklicherweise tiefes Empfinden nicht mit Rührseligkeit gleichsetzen, was gerade auch der Ungarischen Rhapsodie op. 68 zugute kommt – dem einzigen Lichtblick dieser Veröffentlichung, sowohl das musikalische Material, als auch dessen durchweg spannungsvolle Umsetzung betreffend.
Christof Jetzschke [22.01.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
David Popper | ||
1 | Suite op. 69 für Violoncello und Klavier | 00:22:20 |
5 | Polonaise de Concert op. 14 | 00:06:32 |
6 | Polonaise de Concert op. 28 | 00:08:03 |
7 | Nocturne | 00:03:59 |
8 | Jagdstück op. 55 Nr. 2 (Concert Etude) | 00:02:51 |
9 | Mazurka I minor op. 11 No. 3 | 00:02:55 |
10 | Mazurka op. 12 | 00:06:22 |
11 | Ungarische Rhapsodie op. 68 | 00:08:13 |
Interpreten der Einspielung
- László Mezö (Violoncello)
- Gábor Farkas (Klavier)