OehmsClassics OC 922
1 CD • 67min • 2008
15.10.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 1749 bei Würzburg geborene Georg Joseph Vogler, während einer Studienreise nach Italien zum Abbé geweiht, gilt als früher Vorläufer der Romantik – ein unruhiger Geist, der sich auf vielfältige Weise mit der Tonkunst beschäftigte: als Komponist, Dirigent, Musikschul-Gründer, Theoretiker, Lehrer, Orgelbauer und Konzert-Organist. Stätten seines Wirkens waren nacheinander Mannheim, München, Stockholm und Darmstadt, doch verbrachte er eine beträchtliche Zeit seines Lebens auf ausgedehnten Reisen, die ihn bis nach Nordafrika und Griechenland führten. Zu seinen Schülern zählten Giacomo Meyerbeer und Carl Maria von Weber.
Der Abbé war vor allem für seine spektakulären Orgel-Improvisationen berühmt, in denen er ein „Gewitter mit Blitz und Donner“, „Himmel und Hölle“ oder den „Sturz der Mauern von Jericho“ musikalisch heraufbeschwor. Mit Paukengedonner und Blechgeschmetter geht es auch in der Sequenz seines Großen Requiems zur Sache, während in den übrigen Teilen der Tonfall freundlicher Unverbindlichkeit vorherrscht. Hier und da lässt eine überraschende Wendung oder ein unkonventioneller Einfall aufhorchen, doch bleibt alles an der Oberfläche, ohne den Hörer wirklich anzurühren. Ohne Frage verstand Vogler sein Handwerk, doch er wandte seine Kenntnisse eher schematisch an und konnte der Langatmigkeit nicht immer entgehen. Dirigent Guglhör kostet die Effekte sattsam aus, verstärkt die Akzente und spreizt das dynamische Spektrum ohne Rücksicht darauf, ob der Aufwand der kompositorischen Substanz angemessen ist. Berlioz lässt grüßen. Imponierend der Münchner Orpheus Chor und das ausnehmend homogene Solistenensemble, das im unbegleiteten Benedictus am Schönsten zur Geltung kommt. Hingegen wirkt der Klang des Orchesters denkbar unausgewogen: Zwischen lärmenden Pauken, ungezügeltem Blech und schwindsüchtigen Streichern scheinen die Holzbläser unschlüssig umherzuirren.
Wann Vogler sein Großes Requiem komponierte, ist nicht zu ermitteln. Seine Bemühung um eine Aufführung in Wien anlässlich von Haydns Tod 1809 schlug fehl. Dafür wird ihm auf der vorliegenden CD Haydns kurzes Te Deum für die Kaiserin Maria Theresia vorangestellt, ein in seiner Knappheit und Treffsicherheit überzeugendes Stück, das eine frische, stellenweise orchestral etwas forcierte Wiedergabe erfährt.
Sixtus König † † [15.10.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Te Deum C-Dur Hob. XXIIIc:2 (für die Kaiserin Marie Therese) | 00:08:19 |
Georg Joseph Vogler | ||
2 | Großes Requiem Es-Dur | 00:58:11 |
Interpreten der Einspielung
- Dominika Hirschler (Alt)
- Roswitha Schmelzl (Sopran)
- Wolf Matthias Friedrich (Bass)
- Michael Mogl (Tenor)
- Neue Hofkapelle München (Orchester)
- orpheus chor münchen (Chor)
- Gerd Guglhör (Dirigent)