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Besprechung CD

Joseph Haydn Complete Piano Trios Vol. 8

cpo 777 244-2

2 CD • 1h 48min • 2002, 2003

05.10.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die zu Haydns bezauberndsten Musiken gehörenden Klaviertrios sind in ihrer Entwicklungsgeschichte und Bedeutung den Streichquartetten durchaus vergleichbar, ja sogar ebenbürtig. Von mehr oder weniger Gelegenheitswerken ausgehend, entwickelte Haydn eine definierte Gattungsvorstellung mit genügend Raum für mannigfaltigste Gestaltungsmöglichkeiten. Die frühen Trios, deren Echtheit in Einzelfällen angezweifelt wird, stehen in Bezug auf ihren Tonfall und ihre Satzcharaktere der barocken Triosonate mit obligat behandelter Violine und einem Tasteninstrument (Cembalo), das auch immer wieder Generalbassfunktionen zu übernehmen hat, näher als der begleiteten Klaviersonate, die den späten Trios Modell stand (in diesen tritt das Hammerklavier an die Stelle des Cembalos). In der Regel sind sie dreisätzig mit einem Menuett als Mittelsatz, was sie in die Nähe zur barocken Suite rückt. Eine sonatenartige Formgebung tritt noch hinter oft barock anmutenden, reizvollen motivischen Fortspinnungen zurück.

Unüberhörbar ist jedoch in den auf dieser Doppel-CD versammelten frühen Klaviertrios aus den 1750er und 1760er Jahren Haydns Experimentierfreude. Als einziges Werk dieser Gattung ist das Trio G-Dur Hob. XV:41 viersätzig; sein langsamer Binnensatz ist von einer für die frühen Trios ungewöhnlichen Innigkeit und Ausdrucksintensität. Einzigartig unter den frühen Trios ist auch der sanfte Adagio-Kopfsatz des F-Dur-Trios Hob. XV:37, gipfelnd in einer „Solo“-Kadenz für Cembalo und Violine in Konzert-Manier. Mit einer Adagio-Variationsfolge enden die Trios F-Dur Hob. XV:2 (eine von Haydn vorgenommene Bearbeitung eines verschollenen Divertimentos für Klavier, Baryton und zwei Geigen) sowie das in C-Dur Hob. XV:C1, an dessen Echtheit die größten Zweifel bestehen; als Urheber kommt auch Georg Christoph Wagenseil in Betracht.

Als sehr ausgereifte Werke mit ganz unterschiedlichem emotionalen Gehalt erscheinen schließlich die Trios Es-Dur Hob. XV:36 (hier ersetzt Haydn das Menuett durch eine Polonaise) und g-Moll Hob. XV:1 – nicht nur aufgrund ihrer Expressivität, sondern auch wegen der engen Verzahnung von Cembalo- und Violinstimme: Sie sind hier gleichberechtigte Partner, während in den anderen Trios das oft solistisch hervortretende Tasteninstrument die Führungsrolle beansprucht.

Allen vom Trio 1790 eingespielten Werken gemeinsam ist eine ganz besondere Mischung aus Intimität und Vitalität. Dazu gesellt sich eine Fülle unverbrauchter und sprühender Ideen, die von Annette Wehnert (Violine), Mercedes Ruiz (Violoncello) und Harald Hoeren (Cembalo) federleicht, voller agogischer Finessen sowie in einem geist- und geschmackvollen Dialogisieren vorgetragen werden. Das besondere an dieser Einspielung ist aber weder das schlanke und transparente Musizieren des Ensembles, noch dessen punktgenaue Artikulation, Detailgenauigkeit oder die stets flüssig gewählten Tempi. Das hervorstechendste Merkmal an seiner so entspannten wie musikantischen Haydn-Lesart ist der Umstand, dass man fast nie den Eindruck gewinnt, als spielten Violine, vor allem aber das Cello (das sich tatsächlich nie profilieren kann) eine nur untergeordnete Rolle. Mehr kann man von einer verantwortungsvollen Deutung dieser Haydn-Trios wohl kaum erwarten.

Christof Jetzschke [05.10.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Joseph Haydn
1Klaviertrio G-Dur Hob. XV:41 00:21:40
5Klaviertrio F-Dur Hob. XV:37 00:15:06
8Klaviertrio C-Dur Hob. XV:C1 00:24:49
CD/SACD 2
1Partita (Concerto) E flat major Hob. XV:36 for Piano, Violin and Violoncello 00:12:49
4Partita (Divertimento) g minor Hob. XV:1 for Harpsichord, Violin and Violoncello 00:15:58
7Klaviertrio F-Dur Hob. XV:2 00:16:22

Interpreten der Einspielung

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