cpo 777 209-2
1 CD • 65min • 2005, 2004
17.08.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der 1772 im Bergischen Land geborene Johann Wilhelm Wilms gehört zu einer Generation von Komponisten, die von der Geschichtsschreibung wie von der Rezeption her sehr vernachlässigt wurde, weil der übermächtige Schatten Beethovens ihnen in den Augen der Nachwelt keine Chance ließ. Selbst ein Komponist wie Wilms, der nicht nur sein Handwerk beherrschte, sondern auch über beträchtliche künstlerische Originalität verfügte, geriet – obwohl er zu seinen Lebzeiten höchst erfolgreich war – nach seinem Tod 1847 schnell in Vergessenheit.
Wilms ließ sich im Alter von neunzehn Jahren als Pianist, Flötist und Lehrer in Amsterdam nieder und wurde eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des niederländischen Musiklebens. Sein kompositorisches Oeuvre ist umfangreich. Es umfasst allein sieben Sinfonien, 5 Klavierkonzerte, Kammermusik und Vokalmusik, darunter das Lied Wien Neêrlandsch Bloed, das zur inoffiziellen Hymne der Niederlande wurde. Die C-Dur-Sinfonie op. 9, deren erste nachweisbare Aufführung 1806 im Leipziger Gewandhaus stattfand, ist ein ungemein frisches Werk, das an Haydn anknüpft (deutlich zu spüren etwa im an die Militär-Sinfonie erinnernden Mittelteil des zweiten oder im an dem der „Londoner“ ähnelnden bordunartigen Beginn des letzten Satzes), das aber in der Anlage wie im Detail ganz eigene Wege geht. Wilms verschiebt gekonnt die formlen Schwerpunkte und bringt eigene schlüssige harmonische Konstruktionen.
Vollends individuell gibt sich die c-Moll-Sinfonie op. 23, die ebenfalls mit großem Erfolg im Leipziger Gewandhaus aufgeführt und anlässlich ihrer Drucklegung von E. T. A. Hoffmann ausführlich gewürdigt wurde. Der zwingend gebaute Kopfsatz (mit einer großen pathetischen Introduktion), das widerborstige Menuett oder das unheimliche Finale mit seiner fulminanten Stretta überzeugen in jedem Moment und empfehlen das Werk für einen festen Platz im Repertoire. Wilms Orchesterbehandlung, die Klarinetten, Trompeten und Pauken einbezieht, ist ausgesprochen wirkungsvoll in den formalen Zusammenhang integriert und weist gelegentlich schon auf Romantik von Mendelssohn oder Weber voraus. Howard Griffiths robuste Wiedergabe, die viel Elan besitzt und auf pastose Klangwirkungen zielt, mag noch nicht das letzte Wort bezüglich der Wiedergabe dieser Sinfonien sein, doch ist ihm und der souverän aufspielenden NDR Radiophilharmonie Hannover zu danken, diese Werke in höchst attraktiver Weise ins Bewusstsein der Hörer zurückgeholt zu haben.
Sixtus König † † [17.08.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Wilhelm Wilms | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 9 | 00:25:38 |
5 | Overtüre D-Dur – Adagio - Allegro | 00:09:51 |
6 | Sinfonie Nr. 4 c-Moll op. 23 | 00:29:38 |
Interpreten der Einspielung
- NDR Radiophilharmonie (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)