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Besprechung CD

Kalevi Aho Concert for Chamber Orchestra

BIS 1686

1 CD • 80min • 2007

04.06.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die Idee, ein ganzes Abendprogramm aus Liedern, Konzert und Sinfonie zu komponieren, ist gar nicht uneben und historisch keineswegs unüblich: Die berühmt-berüchtigte Akademie, bei der Ludwig van Beethoven sein frierendes Publikum nicht nur mit den neuesten Sinfonien, Klavierkonzerten und Messensätzen, sondern am Ende auch noch mit der eigens zu diesem Anlasse fabrizierten Chorfantasie regalierte, war nur wegen ihrer vielstündigen Dauer, nicht aber wegen ihrer generellen Konzeption ungewöhnlich.

Weshalb sich denn Kahlevi Aho, inzwischen sechzig geworden, auch auf sicherstem Grund bewegte, als er vor zwei, drei Jahren sein Konzert für Kammerorchester schrieb. Bestehend aus dem elfsätzigen Buch der Fragen nach Pablo Neruda für Mezzosopran, einem fünfsätzigen Bratschenkonzert und der sechssätzigen Sinfonie Nr. 14 namens Rituale, ist der quasi abendfüllende Zyklus nun freilich in vielerlei Hinsicht von geschichtlichen Vorbildern geprägt, die immer dann besonders eindringlich sind, wenn sie wie Jean Sibelius, Dmitri Schostakowitsch oder gar Olivier Messiaen klingen und uns dann vor allem wie Trümmer längst explodierter Planeten treffen.

Diese Fragmente aus alten Zeiten vermögen uns jedoch immer nur sporadisch aus einer generellen Lethargie herauszuheben – ebenso wie die wirklich schöne Stimme der Mezzosopranistin Monica Groop (die möchte ich mal mit Luonnotar hören), die gleichfalls beeindruckende Bratschistin Anna Kreetta Cribajcevic und das rundum exquisite Kammerorchester aus Lappland unter John Storgårds sich um Momente bemühen, denen wir in faustischer Weise ein flehentliches »verweile doch!« nachrufen möchten, sobald die Musik wieder in langsamer Wucherung zerfasert.

Einmal mehr scheint sich zu bestätigen, daß heute kaum noch jemand »schnelle« Sätze zu schreiben vermag, vor allem keine solchen, in denen auch wirklich was passiert. Selbst die vierzehnte Sinfonie für Darabuka, Djembe, Gongs und Kammerorchester tut nur so, als sollte das Terrain des ansteckenden, zündenden Rhythmus beackert werden: Kaum etabliert sich mal ein Grundschlag als Träger weiter, magnetisch-ergreifender Melodien, kaum beginnt man die Ohren zu spitzen und sich an dem zu freuen, was da keimt, sprießt und atmet – da schreckt der Komponist offenbar zurück vor der Vorstellung, er könne sich dem Strom seiner Erfindung überlassen und ein paar Minuten »so« weitermachen, ohne gleich schon wieder etwas ändern zu müssen.

Potential dazu wäre wahrlich vorhanden. Die feinen polyphonen Geflechte der Beschwörung II, die Gong- und Tamtam-dominierte Prozession und endlich auch die Schluß-Beschwörung der Sinfonie zeigen ohne Zweifel in eine faszinierende »Richtung«. Bis dahin muß man aber ein Asteroidenfeld des Arbiträren und Austauschbaren durchqueren, aus dem mir nach mehrfachem Anhören die ersten zwei, drei Lieder und einige »rituelle« Souvenirs des Aufhebens wert erscheinen. Bei der Bewertung kann es, da wir über den Repertoirewert der einzelnen Sachen glücklicherweise nicht zu befinden haben, allem Vorherigen zum Trotz keine Einschränkungen geben.

Rasmus van Rijn [04.06.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Kalevi Aho
1Kysmysten Kirjy für Mezzosopran und Kammerorchester (Suite) 00:24:27
12Konzert für Viola und Kammerorchester 00:24:13
17Sinfonie Nr. 14 (Rituals) 00:30:06

Interpreten der Einspielung

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