Fartein Valen Orchestermusik Vol. II
BIS CD 1632
1 CD • 62min • 2006
20.01.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Was der College Cohrs kürzlich an dieser Stelle über den norwegischen Komponisten Fartein Valén (1887–1952) bemerkte, kann ich nur unterschreiben: „Die Musik selbst läßt den Hörer nicht mehr los, wenn man sich erst einmal hat packen lassen,” meinte er im Hinblick auf die erste CD dieser Serie, deren Qualität vermutlich auf demselben hohen Niveau anzusiedeln ist wie die Produktion, die mir jetzt vorliegt und die wiederum nicht nur rein musikalisch wahre Wunderdinge vollbringt, sondern auch – wie soll ich mich ausdrücken –: in die allgemeinbildende Breite wirkt oder auch ganz einfach nur künstlerische Kreise zieht. Nachdem ich die Produktion mit drei ganz zauberhaften, von der griechischen und römischen Antike inspirierten Einzelstücken sowie zwei in ihrer konzentrierten Konstruktion und oftmals lapidaren Gestik überraschenden, frischen Sinfonien gleich etliche Male bis zur Verinnerlichung gehört hatte – da fand ich mich doch glatt bei der Lektüre des Endymion von John Keats, einem jener jungverstorbenen Schönheitssucher, denen Valén in seiner Musik Mahnmale errichtet hat.
Mir scheint, daß dieser seltsame Kauz aus Norwegen, der nach den Worten seines Dirigenten und Sachwalters Christian Eggen zufrieden war, seine Musik komponiert zu haben, ohne daß er sich hinterher um ordentliche Partituren, logisches Stimmenmaterial oder gar sinnvolle Druckausgaben bemüht hätte –, daß dieser Sonderling, den man in seiner Heimat als einen der bedeutendsten Vertreter seiner Zunft handelt, tatsächlich eine schöpferische Potenz höchsten Kalibers mit sich herumtrug von jener Art, die anzustecken vermag: Sein Weg zur Dodekaphonie, die bei den hier vorliegenden Sinfonien 2 und 3 bereits erreicht ist, vollzog sich offenbar nur äußerlich unter dem Einfluß der Schönbergschen „Erfindung”, innerlich aber – ähnlich wie bei Webern und Berg – aus einer Notwendigkeit heraus, die aus den altklassischen Polyphonikern, aus den spekulativen Konstrukteuren des 15. oder 16. Jahrhunderts und dann natürlich aus Johann Sebastian Bach ihre ganz natürliche Berechtigung zog, für die keinerlei Rechtfertigung nötig war und ist.
Man hört das. Und man nimmt es Valén ab. Glaubt ihm wie seinen beiden Altersgenossen aus Wien, die hier und da den Reigen mitzutanzen scheinen. Just diese Glaubwürdigkeit, in der ich niemals die jammervolle Klage über die böse Umwelt höre wie beim „Erfinder” der Methode, diese Aufrichtigkeit ist auch auf die Beteiligten merklich übergesprungen: Christian Eggen, der seit Jahren die dankbar-undankbare Aufgabe auf sich nimmt, das Chaos und die Nachlässigkeiten in den Manuskripten des Komponisten zu ordnen, leitet aus Überzeugung das wieder einmal erstklassige, hochmotivierte Stavanger Symfonieorkester, von dem man eigentlich immer positiv angetan ist – und so entstand eine Produktion, die, gewöhnungsbedürftig für romantisch orientierte Ohren, etwas von dem erschließen kann, was sich über alle Techniken, Tonspekulationen und Bandenkriege erhebt. Im Originalton des obgedachten John Keats:
A thing of beauty is a joy for ever:
Its loveliness increases; it will never
Pass into nothingness; but still will keep
A bower quiet for us, and a sleep
Full of sweet dreams, and health, and quiet breathing.
Rasmus van Rijn [20.01.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Fartein Valen | ||
1 | Nenia op. 18 Nr. 1 (1932/1933) | 00:04:52 |
2 | An die Hoffnung op. 18 Nr. 2 (1933) | 00:05:50 |
3 | Epithalamion op. 19 (1933) | 00:05:54 |
4 | Sinfonie Nr. 2 op. 40 (1941/1944) | 00:23:25 |
8 | Sinfonie Nr. 3 op. 41 (1944/1946) | 00:20:24 |
Interpreten der Einspielung
- Stavanger Symphony Orchestra (Orchester)
- Christian Eggen (Dirigent)