Ondine ODE 1122-5
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2007
17.07.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Sibelius’ Jugendwerk Kullervo, zu Teilen während eines Studienaufenthaltes in Wien entstanden und 1892 in Helsinki uraufgeführt, ist hierzulande weit weniger bekannt geworden als seine späteren sinfonischen Werke. Dabei ist es in mehr als einer Hinsicht außerordentlich interessant, da es west- und osteuropäische Einflüsse mit finnischer Nationalmusik zu einem originellen und eigenständigen Tongebilde verbindet. Sibelius war von Bruckner und auch von Wagner sehr beeindruckt, die russische Musik seiner Zeit stand ihm nahe, aber die finnisch-karelische Volksmusik hatte er von Grund auf studiert. Das Kullervo-Sujet, ein zentraler Teil des Nationalepos Kalevala war ihm von Jugend auf vertraut. In seiner fünfsätzigen Sinfonie für Solisten, Chor und Orchester, die er selbst mit gutem Grund auch als sinfonische Dichtung bezeichnet hat, zieht er alle Register seines frühen Könnens und kontrastiert dabei die tragische mythische Handlung versöhnend mit einem Hymnus an die heilende Kraft der Natur, für deren musikalische Darstellung ihm viele Orchesterfarben zur Verfügung stehen.
Dass Kullervo für den Dirigenten Leif Segerstam keine nationale Pflichtübung, sondern eine wirkliche Herzensangelegenheit ist, hört man vom ersten Takt an. Beredter kann man dieses Werk nicht musizieren. Segerstam erfasst dessen weiträumige Architektur und arbeitet gleichzeitig mit Liebe auch die kleinsten instrumentalen Details aus. Das weit ausdifferenzierte Klangbild bewahrt Transparenz noch bei den heftigsten Tutti-Entladungen. Die Interpretation ist frei von aufgedunsenem Pathos (das sich bei einem falschen Ansatz bei Sibelius leicht einschleichen kann), birst vielmehr vor Vitalität und vermittelt gerade in den pastoralen Teilen reine Sinnenfreude. Die Wahl der Tempi ist immer flexibel, der 2. Satz (Grave) kommt nicht schwerfällig, sondern mit tänzerischer Leichtigkeit daher und der Marsch des 4. Satzes bewahrt bei allem kriegerischen Säbelgerassel eine gewisse Leichtigkeit. Das Philharmonische Orchester Helsinki ist in allen Positionen erstklassig besetzt, wobei die Holzbläser besonders glänzen können, der traditionsreiche Männerchor der Studentenschaft (YL), der im 3. und 5. Satz einen großen Einsatz hat, scheint aus lauter Solisten zu bestehen, und die zentrale Szene zwischen Kullervo und seiner Schwester wird von Tommi Hakala und Soile Isokoski stimmlich wie textdarstellerisch gleichermaßen eindringlich gestaltet.
Ekkehard Pluta [17.07.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Kullervo op. 7 für Soli, Männerchor und Orchester (Sinfonisches Gedicht) |
Interpreten der Einspielung
- Soile Isokoski (Sopran)
- Tommi Hakala (Bariton)
- YL Male Voice Choir (Männerchor)
- Helsinki Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Leif Segerstam (Dirigent)