OehmsClassics OC 915
2 CD • 1h 56min • 2006
17.06.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Das bedeutendste musikdramatische Werk nach Wagner” hat Vincent d’Indy die einzige Oper (1907) seines Kollegen Paul Dukas genannt und in Frankreich gehört sie bis heute zu den Klassikern des Repertoires. Hierzulande wird sie häufiger gerühmt als gespielt, was auch mit ihren hohen intellektuellen und musikalischen Ansprüchen zusammenhängen dürfte. Maurice Maeterlincks Text, bei dem es sich – anders als im Falle von Pelléas et Mélisande - um ein originales Opernlibretto handelt, setzt den alten Mythos vom Herzog Blaubart modernen Fragestellungen aus. In der Bildersprache des Symbolismus wird das Thema der Freiheit im Allgemeinen, das der weiblichen Emanzipation im Besonderen abgehandelt. Die Lichtbringerin Ariane hat wenig Glück mit ihren Schwestern, die ihrer Selbstbestimmtheit die Abhängigkeit vom Manne vorziehen, und geht am Ende der Oper resigniert ihrer Wege. Dukas beschreibt die musikalische Reise vom Dunkel ins Licht mit einer Klangphantasie, die alles übertrifft, was selbst in der Blütezeit des französischen Wagnérisme aus dem Orchester zu vernehmen war. Die erste Studio-Aufnahme der Oper unter Armin Jordan (Erato, 1983) hat bis heute Referenzcharakter. Vor einigen Monaten erschien bei Telarc eine BBC-Produktion unter Leon Botstein, die auch in klangtechnischer Hinsicht punkten konnte. Der Live-Mitschnitt einer konzertanten Aufführung aus Wien, der jetzt bei Oehms vorliegt, fällt dagegen nur geringfügig ab, ist im orchestralen Bereich sogar ebenbürtig. Bertrand de Billy balanciert mit dem Wiener RSO die Kontraste von Impressionismus und Wagnerismus sorgfältig aus, frönt an einigen Höhepunkten auch einem kulinarischen Breitwand-Sound, der die stilistische Distanz zwischen Dukas und seinem Freund und – im Bereich der symbolistischen Oper - Vorgänger Debussy deutlich macht. Der Eindruck von den sängerischen Leistungen ist etwas monochromer. Deborah Polaski muß sich als Ariane von ihren Brünnhilden und Isolden etwas zurückschrauben, da die Rolle lyrischer angelegt ist, zugleich hat sie aber gegen ein stark besetztes Orchester anzusingen. Viele verhaltene Passagen überzeugen, im vorherrschenden Espressivo schwingt die Stimme oft weit aus und zeigt auch Schärfen. Die Behandlung des französischen Textes bleibt bei ihr – wie auch bei den meisten anderen, vokal adäquaten, gestalterisch kaum herausragenden Sängern – im Ungefähren.
Ekkehard Pluta [17.06.2008]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Paul Dukas | ||
1 | Ariane et Barbe-Bleue (Oper in drei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Deborah Polaski (Ariane - Sopran)
- Jane Henschel (La Nourrice - Alt)
- Kwangchul Youn (Barbe-Bleue - Baß)
- Ruxandra Donose (Sélysette - Sopran)
- Stella Grigorian (Bellangère - Mezzosopran)
- Ileana Tonka (Ygraine - Sopran)
- Nina Bernsteiner (Mélisande - Sopran)
- Ante Jerkunica (Le vieux Paysan - Baß)
- Erik Arman (2e Paysan - Tenor)
- Slowakischer Philharmonischer Chor (Chor)
- Markus Raab (3e Paysan - Baß)
- Radio-Symphonieorchester Wien (Orchester)
- Bertrand de Billy (Dirigent)