Rolando Villazón
Opera Recital
Virgin 0946 344701 2 4
1 CD • 62min • 2005
03.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was im blumig-verquasten Booklet-Text André Tubeufs als „wunderbar breites Spektrum vokalen und dramatischen Ausdrucks, das … alle erdenklichen Nuancierungen enthält“ angepriesen wird, ist in Wahrheit ein musikalisches Sammelsurium, ein Operngemischtwarenladen, in dem Rolando Villazón vieles auftischt und in dem nichts zusammenpasst. Eine Auswahl im Stil der Sonntagsnachmittags-Wunschkonzerte der fünfziger und sechziger Jahre und so weit wie möglich entfernt von einer plausiblen konzeptionellen Idee oder einer originellen, die Stärken des Sängers herausstellenden Auswahl. Offenbachs Esprit und Eleganz steht neben emotionsgeladenem Verismo, auf Flotows Schnulzen folgen Tschaikowskys elegischer Weltschmerz und Strauss’sche Belcanto-Parodie, Verdis kraftvoller Vokalismus wird von Donizettis und Bizets Lirico-Stil abgelöst. Der einzige innovative Titel ist die von Verdi für den Titelhelden des Ernani nachkomponierte Arie Odi il voto.
Die kunterbunte Zusammenwürfelung der Anthologie deutet schon genügend an, dass kaum ein Tenor denkbar ist, der diesem Wechselbad der Stile und Sprachen, stimmlichen Herausforderungen und Ausdruckshaltungen in jedem Betracht gewachsen sein könnte. Und so kommt’s dann auch. Was Villazón noch am Besten gelingt, sind all jene lyrischen Momente und Passagen, in denen er seinen genuin leichten Tenor entspannt, schlank und locker führen kann, etwa in Hoffmanns schwärmerischer Liebeserklärung Ah, vivre deux! (Les contes d’Hoffmann), Ernestos Serenade Com’è gentil (Don Pasquale), Fernandos Spirto gentil (La favorita) und Nadirs Traumerzählung Je crois encore entendre (Les pêcheurs de perles), also allesamt Partien des Tenore lirico und Tenore di grazia. Doch bereits hier wird hörbar, dass Villazón beim Aufstieg in die Töne oberhalb des Notensystems seine Stimme zunehmend verspannt, forciert, unter Druck setzt; das Resultat: grell aufgehellte, gestresste, unschöne Klänge. Ein völlig überflüssiger Fauxpas sind im übrigen die falsettierten hohen H’s in der Nadir-Arie. Man möchte dem Mexikaner eine dringende Empfehlung ans Herz legen: viel Alfredo Kraus hören! Denn die oben genannten Partien, die Villazón tatsächlich liegen, waren sämtlich auch im Repertoire des unvergessenen spanischen Tenors, eines Stilisten und Gesangstechnikers von höchstem Rang.
Walter Fritz † [03.04.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jacques Offenbach | ||
1 | Il était une fois à la cour d'Eisenach | |
2 | Allons! Courage et confiance | |
Giacomo Puccini | ||
3 | Recondita armonia (1. Akt: Cavaradossi, Il Sagrestano - aus: Tosca) | |
Pietro Mascagni | ||
4 | Mamma, quel vino è generoso (Finale - aus: Cavalleria rusticana) | |
Umberto Giordano | ||
5 | Amor ti vieta (aus: Fedora) | |
Friedrich von Flotow | ||
6 | Ach so fromm | |
7 | Jungfrau Maria | |
Peter Tschaikowsky | ||
8 | Kuda, kuda vi udalilis (from: Eugen Onegin op. 024) | |
Richard Strauss | ||
9 | Di rigori armato il seno (1. Aufzug: Sänger - aus: Der Rosenkavalier) | |
Giuseppe Verdi | ||
10 | Forse la soglia attinse - Ma se m'è forza perderti (3. Akt, Riccardo - aus: Un ballo in maschera) | |
Gaetano Donizetti | ||
11 | Com'è gentil (aus: Don Pasquale) | |
12 | Favorita del Re! ... Spirto gentil (from: La favorita) | |
Georges Bizet | ||
13 | La fleur que tu m'avais jetée (3. Akt, José - aus: Carmen) | |
14 | A cette voix quel trouble ... je crois entendre encore | |
Giuseppe Verdi | ||
15 | Padre, con essi intrepido ... Odi il voto ... Sprezzo la vita |
Interpreten der Einspielung
- Rolando Villazón (Tenor)
- Florian Laconi (Tenor)
- Theresa Blank (Alt)
- Chor des Bayerischen Rundfunks (Chor)
- Münchner Rundfunkorchester (Orchester)
- Michel Plasson (Dirigent)