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Besprechung CD/SACD

Talent DOM 2929 70

1 CD/SACD • 69min • 2005

17.03.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 4

Diese Produktion verlangt ein ausgeprägtes Differenzierungsvermögen. Zunächst einmal müssen wir deutlich zwischen der musikalischen und der editorischen Seite dieser (vermutlich als Vollpreis-Veröffentlichung) feilgebotenen SACD unterscheiden, an der, was den beigefügten Lesestoff betrifft, eigentlich nur das Attribut „hybrid“ in Ordnung ist. Schon die Diskrepanz zwischen Vorder- und Rückseite nährt Argwohn im Busen: Ernest (vorn) oder Ernst (hinten) Toch? Kann passieren, es gibt ja auch Ernst und Ernest Bloch ... Doch wir sind ja erst am Anfang. Auf der CD hat das Quintett für Klavier und Streicher die Opuszahl 64, auf der Rückseite fehlt diese. Dafür ist hier das Klavierkonzert als Nr. 2 bezeichnet (was es tatsächlich auch ist), während das auf dem Cover fehlt. Na, Schwamm drüber, kleine Ungenauigkeiten kommen vor. Das rechtfertigt aber gewiß nicht den Stil, in dem die Biographie der Pianistin Diane Andersen gehalten ist und aus der zu zitieren ich mich nicht enthalten kann: „Bei den letzten CDs handelt es sich um die kompletten Klavierwerke von JONGEN (5CDs), das Ernst TOCH 2d Pianoconcerto und Piano Quintett und Dianne GOOLKASIAN-RAHBEE sowie ein Pianco [sic!] Concerto und Diane ANDERSEN gewidmete Soloklavierstücke.” Die typographische Unart, sämtliche Nachnamen in Kapitälchen zu setzen, wird dann aus unerfindlichen Gründen bei den Biographien des Dirigenten und des Danel Quartetts aufgegeben (außerdem suchen wir hier vergebens die Namen der Mitglieder). Und all das ist noch nichts, gemessen an dem, was uns der anonyme Verfasser des eigentlichen Einführungstextes über die beiden Werke und ihren Komponisten verrät – nämlich nichts. Zwar läßt er/sie sich über Tochs Sinfonie für Klavier und Orchester op. 61 aus. Die steht aber (leider, weil ein gutes Stück!) hier nicht auf dem Programm. Und über das Klavierquintett op. 64 (aus demselben Jahre 1938 wie die kaum erträgliche Kantate von den bitteren Kräutern) erfahren wir kurz und bündig, daß es zusammen mit dem elften Streichquartett „zu der hervorragenden Kammermusik des 20. Jahrhunderts gehört.”

Das ärgste ist, daß das nicht mal stimmt. Es ist ein rechtes kontrapunktisches Gemauschel in vier Sätzen, das immer wieder momentweise in schöne, ja nostalgische Phasen und Phrasen übergeht, aus deren Versprengheit, wer da will, die Entwurzelung des Komponisten herauslesen kann. Besser wird das chromatisch vor sich hin knaupelnde Gemisch dadurch nicht: Früher Schönberg und Regersche Verwicklungen (einer spielt immer!) gehen eine weithin unselige Allianz ein, die spätestens nach dem zweiten Hördurchgang einen Heißhunger auf Wilhelm Furtwänglers Quintett weckt. Das ist zwar dreimal so lang, aber was für ein Stück ...!

Bleibt das zweite Klavierkonzert op. 38 als wirklich sympathischer, erfrischender Eindruck. Irritierend ist zwar die Menge an Prokofieff und Schostakowitsch, die in dieser Partitur versammelt sind – doch die Wahrscheinlichkeit, daß Toch sich bei seinen russischen Kollegen bedient hat, ist verschwindend gering: Der erste war vier Jahre jünger, und der zweite hatte gerade mit seiner ersten Sinfonie sein Examen bestanden. Es muß sich also um eine jener unerklärlichen historischen Koinzidenzen handeln, über die man nicht nachgrübeln sollte, weil einem dabei inzwischen ein weitgehend kurzweiliges Werk entgehen würde, das in seinem Variationsfinale zwar ein wenig abfällt, dafür aber mit einem rasanten Scherzo und einem wunderbar gelungenen Adagio (der Schluß allein mit zwei Tamtam-Schlägen zu einem Solo-Geigenton ist unbezahlbar) beinahe so etwas wie eine Entschädigung für das völlig vermurkste Booklet und das undurchsichtige Klavierquintett sein könnte.

Rasmus van Rijn [17.03.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ernst Toch
1Klavierkonzert Nr. 2 op. 38
2Quintett für Klavier und Streicher

Interpreten der Einspielung

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