Warner Classics 2564 61939-2
1 CD • 79min • 2005
01.09.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nichts gibt es an dieser Produktion vom Januar dieses Jahres auszusetzen. José Serebier bevorzugt zügige Tempi, zaubert große Bögen, strebt im langsamen Satz der Sinfonie nach Düsternis und Tiefe, läßt dem Orchester im Scherzo recht „borodinen” die Zügel schießen, kämpft tapfer mit den klobigen Fugato-Ansätzen des Finales und zeigt sich in allen Belangen bemüht, dem Werk Bedeutung und Größe zu verleihen. Doch wollen sich diese Meriten, zu denen als Extra noch der sehr angenehme Klang der Aufnahme hinzutritt, beim besten Willen nicht zu einem wirklich explosiven Gemisch verdichten: Wieder einmal zeigt sich das ewige Wunderkind als Opfer seiner leichten schöpferischen Hand und seiner schier unbegrenzten Fertigkeiten – mit der Konsequenz, daß seine achte (und letzte) Sinfonie zwar nicht „leicht=fertig”, aber auch, wie schon seine früheren Beiträge zu der Gattung, nicht restlos zwingend geriet. Es fehlte ihm eben die halb-dilettantische Ursprünglichkeit, die seine „Adoptivväter” vom Mächtigen Häuflein auszeichnete: Was bei Balakirew, Mussorgsky oder Rimsky-Korssakoff aus einer handfesten Auseinandersetzung mit der Materie entsprang und uns deshalb auf so direktem Wege erreicht, ist bei Glasunow immer elegant, gekonnt, technisch restlos beherrscht und deshalb auch dort am überzeugendsten, wo es naturgemäß eher auf diese als auf tiefere Qualitäten ankommt – im Konzert vielleicht, ganz unbedingt aber beim Ballett. Ist es da ein Wunder, daß die umfangreiche Raymonda-Suite die eigentliche Delikatesse des Programms ist? Hier, wo sich der Komponist nach Herzenslust in den Regionen der polierten, geschmackvollen Unterhaltung ergehen und handlungsbezogen alle koloristischen Register ziehen kann, wird man ihn noch immer recht liebgewinnen, vor allem, wenn seine ebenso eingängige wie professionelle Tanzmusik mit solchem Elan wie hier dargereicht wird. Wäre da auch noch die eine oder andere Wiener Walzerseligkeit eingeflossen, dann hätte diese Aufführung vermutlich die höchste Punktzahl erreicht.
Rasmus van Rijn [01.09.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alexander Glasunow | ||
1 | Sinfonie Nr. 8 Es-Dur op. 83 | |
2 | Raymonda - Ballettsuite op. 57a |
Interpreten der Einspielung
- Royal Scottish National Orchestra (Orchester)
- José Serebrier (Dirigent)