Eli Zion - von St. Petersburg nach Jerusalem
Musik aus der Neuen Jüdischen Schule
SWRmusic 93.122
1 CD • 65min • 2004
25.07.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es war ein langer Emanzipationsprozeß der abendländischen Musik von der Imitation und Bearbeitung sakraler und weltlicher Melodien zur „absoluten Musik“, zum autonomen musikalischen Kunstwerk. Jüdische Musik, oder besser, Musik im Hallraum der rezitierten und gesungenen Thora hat einen solchen Prozeß niemals wirklich durchgemacht, und zwar sicher nicht nur aufgrund der oft besonderen Bedingungen der Kultur, sondern wohl auch aufgrund der substantiellen Eigenart der Musik, als ließe die Nähe zur Thora einen entsprechenden Ablösungsprozeß gar nicht erst zu. Die hier vorliegenden Kompositionen der sogenannten „Neuen jüdischen Schule“ stehen in diesem Spannungsfeld – Musik, die sich fast noch im Zustand liturgischer Transkription befindet wie etwa Leo Zeitlins „Eli, Zion“, das auf die Kantillation des Hohen Lieds Salomons zurückgeht. Gleichwohl steht die hier vorgestellte Musik auch in der Problematik national-folkloristischer Musikstile, wie sie im Umfeld des Neoklassizismus vielfältig auftraten, wobei schräge Dissonanzzusätze zur Melodik und kurzatmige, oft zickige Rhythmen zwiespältige Indizien aufgesetzter Modernität sind, hier am deutlichsten hörbar in den Werken von Joachim Stutschewsky (1891–1982). Davon ganz frei und in ihrer so eigenen wie universellen Stilistik faszinierend sind die hier beigefügten Werke von Ernest Bloch, der nicht zum Kreis der neuen jüdischen Schule gehört und im Gegensatz zu deren Vertretern auch kein engagierter Zionist war. Durchweg hinreißend sind die Interpretationen dieser in vielfältigen historischen und religiösen stehenden Musik, wobei sich der elegisch-blühende Tonfall des Cellos als ein optimales Instrument der Transformation kantorialen Gesangs erweist, etwa in der Rhapsodie (Récitatif et Danse Hassidique) von Solomon Rosowsky (1878 – 1962), dessen Name ja vor allem als Forscher über die Musik der Bibel bekannt ist.
Hans-Christian v. Dadelsen [25.07.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernest Bloch | ||
1 | Méditation hebraique (1924) | 00:06:13 |
2 | Prayer (from: From Jewish Life) | 00:04:23 |
3 | Supplication (from: From Jewish Life) | 00:02:06 |
4 | Jewish Song (from: From Jewish Life) | 00:02:29 |
Lazare Saminsky | ||
5 | Chassidic Dance (aus: Chassidic Suite) | 00:02:47 |
Leo Zeitlin | ||
6 | Eli Zion (Paraphrase on a folk theme and trop of "Song of Songs") | 00:05:20 |
Joachim Stutschewsky | ||
7 | Frejlachs (Improvisation) | 00:03:00 |
Lazare Saminsky | ||
8 | Meditation (aus: Chassidic Suite) | 00:02:30 |
Joachim Stutschewsky | ||
9 | Shir Yehudi (Jewish Song) | 00:03:04 |
Sinowi Feldman | ||
10 | Poem | 00:06:18 |
Joseph Achron | ||
11 | Fragment mystique | 00:03:18 |
Solomon Rosowsky | ||
12 | Rhapsodie (Récitatif et Danse Hassidique) | 00:05:45 |
Joachim Stutschewsky | ||
13 | Israeli Suite | 00:18:14 |
Interpreten der Einspielung
- David Geringas (Violoncello)
- Jascha Nemtsov (Klavier)