Bach & Silbermann
Christophorus CHR 77274
1 CD • 75min • 2000
03.05.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Bei „Bach und Silbermann“ denkt man zunächst unwillkürlich an Orgelmusik, weil Johann Gottfried Silbermann eben als Orgelbauer in die Geschichte eingegangen ist. Spezialisten werden außerdem noch an die Hammerklaviere des Meisters denken, die bei Bachs Besuch am Hofe Friedrichs II. eine Rolle spielten. Mit Cembali bringt man den Namen Silbermann kaum in Verbindung, was daran liegt, daß ihm heute nur ein einziges Instrument zweifelsfrei zugeschrieben werden kann. Dieses zweimanualige Cembalo aus dem Bestand des Kunstgewerbemuseums Schloß Pillnitz ist zwar gut erhalten, aber nicht in spielbarem Zustand, weswegen Gerald Hambitzer es in einer Kopie vorstellt, die Martin-Christian Schmidt Ende der 1990er Jahre hergestellt hat. Mit seinem kantablen, nicht zu baßlastigen und vor allem sprechendem Klang steht es klar in der Tradition der deutschen Cembalozunft und eignet sich für die Werke Johann Sebastian Bachs und seiner Söhne hervorragend.
Mit der Spätfassung der a-Moll-Suite, der Aria variata sowie der fragmentarischen Fantasia und Fuge hat Gerald Hambitzer sich drei Werke vorgenommen, die der Bach-Forschung immer noch einige Rätsel aufgeben, und es will scheinen, als ob der Solist die Bedeutung der Stücke dadurch unterstreichen will, daß er sie mit großem Impetus vorträgt. Der mitreißende Gestus der Interpretation ist in der Tat etwas, was den Hörer aufhorchen läßt; indes neigt Hambitzer hier und da zum Eilen, so daß es seinem Vortrag bisweilen an innerer Stabilität und äußerer Erhabenheit fehlt. Andererseits führt dieser Ansatz bei den Stücken der beiden Bach-Söhne gerade zu einer Emotionalität und einem Drängen, das dem neuen Stil der jüngeren Generation durchaus angemessen scheint.
Die Aufnahmetechnik stellt das Cembalo genau ins Zentrum des Podiums, so daß Diskant und Baß wie im Konzertsaal vom selben Punkt aus erklingen. Denkbar wäre vielleicht, bei einer CD-Aufnahme etwas deutlicher zu differenzieren (der Cembalist selbst hört die Bässe ja auch von einer anderen Seite als die Höhen), ohne den Klang gleich künstlich zu spalten. Das Beiheft zeichnet sich durch die von Christophorus gewohnte editorische Sorgfalt aus.
Theodor Schliehen [03.05.2005]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Suite a-Moll BWV 818a | |
Wilhelm Friedemann Bach | ||
2 | Fantasia e-Moll Falck 21 | |
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
3 | Klaviersonate G-Dur Wq 56/2 Helm 246 | |
Johann Sebastian Bach | ||
4 | Aria variata alla maniera italiana a-Moll BWV 989 | |
Wilhelm Friedemann Bach | ||
5 | Sonate G-Dur Falck 7 | |
Carl Philipp Emanuel Bach | ||
6 | Allegretto con VI variazioni Wq 118,5 Helm 65 | |
Johann Sebastian Bach | ||
7 | Fantasie und Fuge c-Moll BWV 906 (Fragment) |
Interpreten der Einspielung
- Gerald Hambitzer (Cembalo)