Claudio Monteverdi
Vespro della Beata Vergine
naïve OP 30403
2 CD • 1h 45min • 2004
10.02.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nach unzähligen spekulativen „Deutungen“ der Marienvesper von Claudio Monteverdi nun wieder eine Aufnahme, die auf willkürliche Änderungen in der Reihenfolge der einzelnen Sätze, auf eingeschobene gregorianische Choräle oder auf die Verwendung von Werken anderer Komponisten verzichtet und den „Vespro“ nicht in einen bestimmten liturgischen Rahmen einzuzwängen versucht. Das ist wohltuend, was übrigens auch die rein solistische Besetzung der Vokalpartien betrifft; lediglich der Transposition einiger Sätze bleibt etwas fragwürdig. Durch die damals übliche Chiavetta-Technik erklärt Rinaldo Alessandrini die tiefere Transposition des Psalms Lauda Jerusalem und des siebenstimmigen Magnificat; dagegen erklingt das sechsstimmige Magnificat, das auch unter dieses Verfahren fallen müßte, in der ursprünglichen Notationshöhe – quasi als Demonstration, wie unterschiedlich das Klangerlebnis zwischen einem höheren und tieferen Register wirkt (dabei erscheint das höhere Register viel überzeugender, weil es durchaus zur Steigerung des Klangspektrums im gesamten Werk paßt).
Die Interpretation fasziniert zunächst restlos durch die exzellente Textartikulation, die makellose Stimmkultur und die rhythmische Transparenz. Darüber hinaus beeindrucken die fast unbändig musizierten Sätze (Dixit Dominus) oder einige lasziv ausgekostete Abschnitte (Sopranduett Pulchra es) ebenso wie solche herausfordernd dramatischen Darbietungen, die etwa Audi coelum mit der Beschwörung Orfeos an die Unterwelt vergleichen lassen. Erstaunlicherweise läßt die Faszination ab der Mitte des Werkes immer mehr nach. Lauda Jerusalem erklingt lediglich wie ein rhythmisches Spiel, die Sonata sopra Sancta Maria wirkt schlicht gehetzt, und auch die Hymne Ave maris stella wie auch beide Magnificat-Vertonungen lassen eine innere Ruhe, ein symbolisches „Atemholen“ bei Tonartwechseln, Modulationen oder kontrastierenden Charakteren zunehmend vermissen. Dennoch: eine bemerkenswerte Aufnahme.
Dr. Éva Pintér [10.02.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Claudio Monteverdi | ||
1 | Vespro della Beata Vergine (Marienvesper, 1610) |
Interpreten der Einspielung
- Roberta Invernizzi (Sopran)
- Monica Piccinini (Sopran)
- Anna Simboli (Sopran)
- Sara Mingardo (Alt)
- Francesco Ghelardini (Altus)
- Vincenzo di Donato (Tenor)
- Luca Dordolo (Tenor)
- Gianluca Ferrarini (Tenor)
- Pietro Spagnoli (Bariton)
- Furio Zanasi (Bariton)
- Antonio Abete (Baß)
- Daniele Carnovich (Baß)
- Concerto Italiano (Orchester)
- Rinaldo Alessandrini (Dirigent)