Perpetuum Mobile
Carus 83.165
1 CD • 72min • 2004
18.01.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Han Tol, der künstlerische Leiter dieser Einspielung, hat dem Beiheft eine Hommage an Georg Philipp Telemann vorangestellt; er preist die stets von neuem überraschende Vielfalt der „himmlischen Musik“ des Komponisten und erwähnt die vielen instrumentaltechnischen Tücken, die es bei der vordergründig so liebenswürdig harmonischen Musik Telemanns zu meistern gilt.
Gerade angesichts einer solchen Würdigung hinterläßt diese zur Hälfte aus drei Kantaten und im übrigen aus Instrumentalwerken bestehende CD einen zwiespältigen Eindruck. Die Vokalwerke bestechen durch die einfühlsame Gestaltung der beiden Sänger. Zunächst mag Dorothee Mields Stimme etwas scharf erscheinen, doch glättet sich dieser Eindruck schnell ob der vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten, die sie ebenso wie ihr aus Straßburg stammender Kollege Benoît Haller den Kantaten angedeihen läßt. So zeigen sich diese Stücke als Meisterwerke der geistlichen Musik des 18. Jahrhunderts, unter deren galanter Oberfläche immer wieder die spirituelle Tiefe der aus dem 17. Jahrhundert ererbten Tradition der evangelischen Kirchenmusik durchscheint. Auch wenn die stimmlichen Timbres doch recht unterschiedlich sind, mag der Musikfreund mit Gedächtnis für die letzten fünfzehn bis zwanzig Jahre gelegentlich an die herrlichen Aufnahmen geistlicher Musik mit Greta de Reyghere und Guy de Mey denken und das als einen Ritterschlag für Dorothee Mields und Benoît Haller empfinden.
Was für ein Kontrast dagegen die musikalische Stimmung in den Instrumentalwerken – da walten entfesselte Kräfte! Fast scheint es, die Musiker seien froh, die zarten Bande los zu sein, in die sie die affektreiche und liebevolle Gestaltung der Sänger schlug. So wird im Perpetuum mobile ein Ton angeschlagen, der zwar der Burleske von Don Quichotte gut anstünde, diesem Werk allerdings die ganz und gar unpassende Stimmung einer Bauernmusik verpaßt. Außerdem macht sich störend eine Tendenz bemerkbar, die vor fünfzig Jahren die Interpretation von Barockmusik beherrschte: Schnelle Tempi sind zu schnell, langsame tendieren zum Schleppen. Schade, denn diese unzarte Behandlung kostet die CD mindestens einen Punkt in der Bewertung, auch wenn die Streicher sich mit süßem Ton vom Vorbild Musica Antiqua Köln absetzen wollen.
Detmar Huchting [18.01.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Hier ist mein Herz, geliebter Jesu TWV 1:795 (Kantate an Epiphanias) | |
2 | Quartett g-Moll TWV 43:g4 | |
3 | Welche Lust und Fröhlichkeit TWV 1:1536 (Passionskantate) | |
4 | 5e Quatuor a-Moll TWV 43:a3 | |
5 | Ach Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn TWV 7:2 | |
6 | Ouvertüre D-Dur TWV 55:D12 (Perpetuum mobile) |
Interpreten der Einspielung
- Dorothee Mields (Sopran)
- Benoît Haller (Tenor)
- Balthasar Neumann Ensemble (Orchester)
- Han Tol (Blockflöte und Leitung)