Lang Lang Live at Carnegie Hall
DG 474 820-2
2 CD • 1h 38min • 2003
03.08.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Als Hoffnungsträger für den internationalen, speziell für den asiatischen und amerikanischen Markt, reist der junge chinesische Pianist Lang Lang zur Zeit durch die Konzertsäle. Der Erfolg ist der Branche - in diesem Fall der Deutschen Grammophon - nicht weniger zu gönnen als dem pianistisch-manuell phänomenal begabten Star. Der knapp neun Monate alte Mitschnitt seines Carnegie Hall-Debüts mit abwechslungsreichem Programm gibt davon reichlich Zeugnis. Unerschöpflich ist seine rein physische Kraft, seine Zuverlässigkeit bei akrobatischen Anforderungen etwa im Finale der Lisztschen Don Juan-Fantasie, makellos seine Skalentechnik, seine Oktaven und seine Terzenfolgen in denkbar raschestem Zeitmaß. Doch gilt es bei einer solchen Gelegenheit bei allem Respekt auch Einspruch zu erheben, wenn Lang Lang diese Fähigkeiten nur selten nutzt, um musikalische Inhalte, Schmerzlichkeiten, Doppelbödigkeiten oder auch indirekte Beleuchtungen herauszuarbeiten. Unter Umständen nämlich pervertiert technische Kaltblütigkeit und Überkapazität – wie am Ende der Abegg-Variationen – zur mechanischen Gehaltlosigkeit in gefährlicher akustischer Nähe zu ungenau – also zu schnell – einjustierten Rollen-Klavieren. Solche und noch extremere Passagen in den Schlußentwicklungen bei Liszt und bei Schubert wirken messerscharf, bei aller Lautstärke und akkordischen Brutalität aber wie teilnahmslos, allenfalls sportlich verwaltet und dem Hörer entgegengeschleudert, das heißt: nur am Rande erlebt, schon gar nicht „erzählt“ oder gar jubelnd erkämpft.
Lang Langs Botschaft scheint sich im Lyrischen auf pflegeleichtes, auch folkoristisches Sentiment, auf ein sonniges Weltbild zu beschränken. Ein Hoffnungsträger sicher für viele Menschen, die der ewigen Depression längst leid sind und in Musik tatsächlich das Echo einer gesundeten Welt vernehmen möchten (und auf ihr ein von Erfolg gekröntes Musikerindividuum begrüßen!). Ob dies jedoch reicht, Lang Lang über Jahre hin zu einem Interpreten von tiefer Einsicht und nicht nur von vordergründiger Überzeugzungsgewalt zu prägen, wage ich auf Grund seiner New Yorker und auch seiner anderen Leistungen zu bezweifeln.
Peter Cossé † [03.08.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Variationen über den Namen Abegg op. 1 | |
Joseph Haydn | ||
2 | Klaviersonate Nr. 60 C-Dur Hob. XVI:50 | |
Franz Schubert | ||
3 | Wanderers Nachtlied op. 96 Nr. 3 D 768 | |
Tan Dun | ||
4 | Eight Memories in Water Color op. 1 | |
Frédéric Chopin | ||
5 | Nocturne Nr. 8 Des-Dur op. 27 Nr. 2 | |
Franz Liszt | ||
6 | Réminiscences de Don Juan S 418 | |
Robert Schumann | ||
7 | Träumerei op. 15 Nr. 7 (Kinderszenen op. 15) | |
Franz Liszt | ||
8 | Liebestraum Nr. 3 As-Dur op. 62 S 541 |
Interpreten der Einspielung
- Lang Lang (Klavier)