
OehmsClassics OC 337
1 CD • 79min • 2004
19.07.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mörbisch, das Operetten-Bayreuth am österreichisch-ungarischen Neusiedlersee, besitzt seit einigen Jahren einen tüchtigen Intendanten, der alle Tricks des Metiers beherrscht und alljährlich ein wahres Massenpublikum ins Burgenland lockt. Harald Serafin, ehemaliger Opern- und Operettensänger, kann sich’s sogar leisten, bei seinem Festival auf große Namen und zugkräftige Stars zu verzichten: Operette in Mörbisch – das besitzt heute bereits die Magie einer Kult- und Pilgerstätte. Es hat sich der Brauch eingebürgert, bereits vor Beginn der Spielzeit eine CD mit den Musiknummern jenes Werks, das den ganzen Sommer hindurch aufgeführt wird, in der jeweiligen Festspielbesetzung herauszubringen. Diesmal ist die Wahl auf Emmerich Kálmáns „silberne“ Operette Gräfin Mariza aus dem Jahr 1924 gefallen. Das Mörbischer Festspielorchester samt Festspielchor, wie stets von dem alten Routinier Rudolf Bibl geleitet, servieren die gewünschte schmissige Paprikalaune ebenso souverän wie Schmelz und Schmalz der Sentimentalität.
Kalmans Operette enthält zwei weitbekannte Tenor-Schlager: Komm, Zigan und Wenn es Abend wird. Nikolai Schukoff (offenbar Russe) legt sich mit diesen Nummern erfolgreich ins Zeug und läßt nicht nur die hohen, sondern auch die tiefen Töne der tenoralen Hauptpartie (Graf Tassilo) sicher und kraftvoll erklingen Von Ursula Pfitzner, der Sängerin der Titelpartie, ist zu hoffen, daß sie auf der Seebühne günstiger abschneidet als auf dem akustischem Medium. Hier fehlt noch eine ganze Menge zur Strahlungskraft einer Operettendiva. Als Erstbesetzung ist in Mörbisch allerdings die deutsche Sopranistin Dagmar Schellenberger angekündigt. Im sonstigen Personal herrscht einwandfreie Zweckdienlichkeit, die Buffopartien sind haargenau so, wie man sich’s von Operettenbuffos wünscht. Aber gerade darin besteht ja das Mörbischer Erfolgsrezept: daß es Erwartungen erfüllt. Es gibt daher dort nur rauschende Erfolge.
Was weniger erfreut, ist die äußerst magere Ausstattung der CD. Ein paar Worte zum Inhalt des Werks, aber keine Informationen über die Mitwirkenden, was bei so vielen „Neulingen“ als Verletzung der Anstandspflicht zu werten ist.
Clemens Höslinger [19.07.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Emmerich Kálmán | ||
1 | Gräfin Mariza |
Interpreten der Einspielung
- Ursula Pfitzner (Gräfin Mariza)
- Gerhard Ernst (Populescu)
- Marko Kathol (Baron Koloman Zsupán)
- Nikolai Schukoff (Graf Tassilo)
- Julia Bauer (Lisa)
- Natela Nicoli (Manja, Zigeunerin)
- Festival Orchestra Mörbisch (Orchester)
- Mörbisch Festival Choir (Chor)
- Rudolf Bibl (Dirigent)