Pisendel & Dresden
Carus CAR 83.162
1 CD • 79min • 2003
23.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„World premiere recordings“ – mit diesem Etikett brüsten sich heute immer mehr Produktionen, ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Im vorliegenden Falle ist es so, daß Pisendels Sonaten e-Moll und D-Dur keine Ersteinspielung sind, weil Anton Steck und Christian Rieger sie bereits einige Monate früher aufgenommen und veröffentlicht haben (cpo 999 982-2). Indes ist ein Vergleich aufschlußreich, denn während an Stecks Spiel der durchweg aggressive Tonfall und die stilistisch unangemessene Bogentechnik zu kritisieren waren, hinterläßt Monika Graulich mit weniger Kraftmeierei den besseren Eindruck. Gewiß läuft bei ihr nicht alles so glatt und brillant wie bei Steck, doch ihre Artikulation hat mehr Nuancen und ihr leicht angerauhter Ton läßt die Charakteristik von Darmsaiten besser zur Geltung kommen.
Graulichs Programm deckt sich mit demjenigen Stecks hinsichtlich der drei bisher bekannten Sonaten Pisendels (D-Dur, e-Moll und a-Moll). Von den Stücken, die in jüngster Zeit dem Dresdner Konzertmeister aus stilistischen Gründen zugeschrieben werden, bietet Steck die Sonaten in c-Moll (BWV 1024) und g-Moll, Graulich die in Es-Dur. Darüber hinaus finden sich auf der Carus-CD noch drei Violin- und eine Cembalosonate aus dem Dresdner Umfeld Pisendels, was eindeutig für mehr Abwechslung, aber auch für größere Zusammenhänge sorgt – ein weiterer Punkt für Graulichs Aufnahme. Was ihr für eine noch höhere Bewertung fehlt, ist eine gewisse Erhabenheit im Spiel. Pisendel gehörte fraglos zu den ganz großen Geigern seiner Zeit; das könnte deutlicher werden, wenn die Virtuosität seiner Kompositionen mit einer echten Selbstverständlichkeit kaschiert würde. Dazu sind allerdings auch heute nur ganz wenige Musiker in der Lage.
Dr. Matthias Hengelbrock [23.06.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Georg Pisendel | ||
1 | Violinsonate in e | |
Anon. | ||
2 | Violinsonate in Es | |
Johann Georg Pisendel | ||
3 | Violinsonate in D | |
Johann David Heinichen | ||
4 | Violinsonate in c | |
Wilhelm Friedemann Bach | ||
5 | Cembalosonate | |
Johann Georg Pisendel | ||
6 | Sonate in a für Violine solo | |
Johann Adolf Hasse | ||
7 | Violinsonate Nr. 6 in B | |
Johann Georg Pisendel | ||
8 | Violinsonate in Es |
Interpreten der Einspielung
- Martina Graulich (Violine)
- Ute Petersilge (Violoncello)
- Thomas Boysen (Laute, Theorbe, Gitarre)
- Stefano Demicheli (Cembalo)