EMI 5 57679 2
1 CD • 69min • 2003
14.04.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Bessere ist der Feind des Guten. Mit diesem Satz könnte man die vorliegende Aufnahme wohl am besten kennzeichnen. Denn obwohl Chang und Vogt hier solide und in vielen Details fein ausgearbeitete Interpretationen der Kammermusik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vorlegen, gibt es nichts, was nicht schon zuvor spannender, akkurater, transparenter, also schlicht besser aufgenommen wurde.
Zwar beeindruckt dieses Duo, über dessen Biographien sich das Booklet konsequent ausschweigt, vor allem im zweiten Satz von Francks 1886 geschriebener Sonate durch sein zupackendes, aggressives Spiel, doch scheitert es an der Notwendigkeit, diese Passagen ebenso wie die etwas flach gespielten ruhigen Teile aus der Komplexität des Notentextes und seiner harmonisch Triebkräften selbst heraus zu destillieren. Wer zum Vergleich die Aufnahme hört, die Pinchas Zukerman und Marc Neikrug 1984 für Phillips gemacht haben, bemerkt, was in der Neuaufnahme fehlt: die Phantasie eines Traumes und die Elastizität einer Brückenkonstruktion zu verknüpfen.
Weniger raffiniert, doch nicht mindert elegant hat Saint-Saëns seine Sonate konzipiert. Im Gegensatz zu Franck stehen bei ihm jedoch nicht so sehr durch Konstruktion gebändigte Leidenschaften im Vordergrund, sondern das im besten Sinne des Wortes schöne Spiel der Sinne. Die auskomponierten Kontraste dieses Werkes so herauszuarbeiten, dass sie blitzen und glänzen, ist die Königsaufgabe in der Interpretation dieser 1885 entstandenen Sonate, doch Changs und Vogts Polierkunst bleibt unentwickelt. Zu verhalten, ohne Spielwitz und Lust am Risiko wird hier musiziert, die Musik klingt flach und ohne Impulskraft. Zum Vergleich sei hier die großartige Aufnahme Midoris und Robert McDonalds (Sony 89699) nahegelegt, in der Violine und Klavier nur so von Funken sprühen.
Den Abschluss bildet Ravels Violinsonate aus den Jahren 1923-27. Auch hier wird nichts wirklich Aufregendes präsentiert. Ravels oft recht sarkastischer Humor bleibt stumm, die Musik wird so ihrer inneren Notwendigkeit beraubt.
Changs Ton ist nicht ohne Reiz, geprägt von einem matten, leicht schimmernden Glanz. Zu sehr klebt sie aber an kleinen Phrasen und will oder kann sich nicht aussingen. Auch Vogts Spiel liebt mehr die kleinen Phrasen als die übergreifenden Bögen.
Das Klangbild ist in Ordnung, die Balance der Instrumente und ihre Klangfarbencharakteristik stimmt, lediglich die räumliche Aufteilung wirk etwas gepresst.
Robert Spoula [14.04.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
César Franck | ||
1 | Sonate A-Dur op. 120 FWV 8 für Violoncello und Klavier | |
Camille Saint-Saëns | ||
2 | Sonate Nr. 1 d-Moll op. 75 für Violine und Klavier | |
Maurice Ravel | ||
3 | Sonate Nr. 2 G-Dur op. 7 für Violine und Klavier |
Interpreten der Einspielung
- Sarah Chang (Violine)
- Lars Vogt (Klavier)