Naxos 6.110013
1 CD • 74min • 2002
26.05.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im weiten Kreis der Rachmaninoff-Interpretationen fügt sich Konstantin Scherbakovs ruhige, beherrscht brillante Darstellung der Konzerte in c-Moll und d-Moll als eine Leistung von unspektakulärer Überlegtheit und Überlegenheit ein. In Verbindung mit dem Staatlichen Symphonieorchester Rußlands wurde das Augenmerk auf ein organisches, selbst in den musikalisch hoch gereizten Passagen unaufgeregtes Musizieren gelegt. Das Klavier als Soloinstrument – sozusagen als „Hauptdarsteller“ – bleibt eingebunden im Sinne eines festlichen, auch pompösen Dialogisierens – durchaus mit kammermusikalischen Zügen in den intimeren Durchgängen, Überleitungen und besonders in den Konzerteröffnungen, in denen die glockenähnlichen Akkorde (op. 18) bzw. die lieblich-unauffällige Unisono-Melodie (op. 30) eher als integrierte Farbe denn als früher Präsenznachweis des Solisten wirken. Natürlich liegt dies auch daran, dass die Naxos-Klangregie – bei niedriger Lautstärkepegelung! – dem Klavier eine allzu hervorgehobene Position untersagt hat. So kommt es in manchen flirrenden, leisen Virtuoso-Passagen zu Wahrnehmungsschwierigkeiten seitens des SACD-Hörers – so etwa in der von Tonrepetitionen markierten Walzer-Sequenz gegen Ende des zweiten Satzes aus op. 30. Scherbakov lässt hier nichts an Prägnanz und Seidigkeit fehlen, aber man muß schon sehr die Ohren spitzen, um am klavieristischen Ball zu bleiben.
Als Fazit erlaube ich mir anzumerken: wer immer sich mit den überragenden Naxos- und Marco Polo-Leistungen Scherbakovs (Beethoven op. 120, Beethoven-Liszt-Sinfonien, Medtner-Konzerte, Schostakowitsch op. 87, Godowosky-Gesamtwerk etc.) auseinandergesetzt und angefreundet hat, der sollte sich auch über des Pianisten Meinung von den beiden Rachmaninoff-Konzerten informieren (und deren eigenen, beherrscht kämpferischen Charakter, deren „obligate“, gleichsam klavierphilharmonische Einbindung des Soloparts genießen und schätzen). Scherbakov steht hier im Kontrast zu pianistisch selbstherrlicheren, eigennützigeren Darstellungen etwa von Horowitz (RCA), Gawrilow (Melodia/Eurodisc, EMI), Janis (Mercury) , Argerich (Philips), Volodos (Sony) – Pletnevs neue, ungeheuer gefühlsreiche, biegsame DG-Einspielung (471 576-2) steht natürlich auch noch zur Wahl. Angesichts dieser Vielfalt ist der Rachmaninoff-Freund und -kunde wahrlich nicht zu beneiden (oder gerade doch?!).
Peter Cossé † [26.05.2004]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 | |
2 | Konzert Nr. 3 d-Moll op. 30 für Klavier und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Konstantin Scherbakov (Klavier)
- Russian State Symphony Orchestra (Orchester)
- Dmitry Yablonsky (Dirigent)