BIS BIS 1393/1394
2 CD • 2h 05min • 2003
18.03.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der deutsche Komponist Friedrich (Fredrik) Pacius (1809-1891) lebte ab 1834 in Finnland, wo er sich als Organisator und eigentlicher Begründer des dortigen Musiklebens hohen Ruhm erwarb. Von ihm stammt die finnische Nationalhymne, er komponierte zahlreiche patriotische Chöre, sinfonische Musik und drei Opern, von denen Die Loreley an letzter Stelle steht. Pacius, der bei Louis Spohr Komposition studiert hatte, hielt an den Prinzipien seiner musikalischen Ausbildung zeitlebens fest und so ergibt sich der einigermaßen verblüffende Umstand, dass eine deutsche Oper (das Libretto stammt von Emanuel Geibel) aus dem Jahr 1887 den Eindruck erweckt, als stamme sie aus der Zeit von Webers Euryanthe oder Kreutzers Nachtlager in Granada. Die harmonische Erweiterung durch Wagners Tristan wie überhaupt alle anderen Neuerungen im musikalischen Entwicklungsgang sind zu Pacius kaum vorgedrungen. Wenn man sich von der Irritation befreien kann, die diese Unzeitgemäßheit auslöst, kann man ein recht interessantes, mit feinem Empfinden geschaffenes Stück deutscher Opernromantik kennenlernen. Geibels Textbuch (ursprünglich für Mendelssohn Bartholdy geschrieben, der jedoch nur einige Fragmente davon vertonen konnte) behandelt die Vorgeschichte des bekannten Volksmärchens: ein deutschen Bürgermädchen namens Leonore erfährt von der Untreue ihres Geliebten und verwandelt sich in die rächende Rheinnixe. Pacius hat dazu eine Musik geschaffen, die vor allem das Weiche und Milde der Biedermeierzeit in sich trägt, was einen etwas einfarbigen Gesamteindruck bewirkt. Die melodische Fülle hält sich in Grenzen, auch die Dramatik nimmt einen etwas gemächlichen Weg. Dennoch enthält das Werk viel Gediegenes, auch manche schöne Kantilene, die man nicht ohne Anteilnahme hören kann. Die Aufführung durch das finnische Ensemble trägt jenen besonderen Impetus in sich, der fast immer solche national betonte Produktionen auszeichnet. Die groß ausgestattete Titelpartie wird von der eminenten Sopranistin Soile Isokoski in ganz hervorragender Weise gesungen, schon ihretwegen kann die Aufnahme in aller Herzlichkeit empfohlen werden. Das übrige Ensemble zeichnet sich ebenso wie Chor und Orchester durch eine respektgebietende Leistung aus. Mit dieser Erstaufnahme von Pacius‘ Loreley wird ein Kapitel aus der frühen finnischen Operngeschichte vorgestellt.
Clemens Höslinger [18.03.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Fredrik Pacius | ||
1 | Die Loreley (Oper in 2 Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Soile Isokoski (Lenore - Sopran)
- Riikka Rantanen (Bertha - Mezzosopran)
- Topi Lehtipuu (Reinald - Tenor)
- Arttu Kataja (Leupold - Baß)
- Dominante Choir (Chor)
- Lahti Symphony Orchestra (Orchester)
- Osmo Vänskä (Dirigent)