Vivaldi - Complete Bassoon Concertos Vol. 1

Naxos 8.555937
1 CD • 62min • 2002
23.04.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Vor genau zwölf Jahren erschien eine erste, bisher einzige Gesamtaufnahme der 37 Fagottkonzerte von Antonio Vivaldi. Der Solist war Daniel Smith, der abwechselnd vom English Chamber Orchestra unter der Leitung von Philip Ledger oder von den Zagreber Solisten unter Tonko Ninic begleitet wurde. Diese Ausgabe war eine Pioniertat, die allenfalls durch qualitativ hochwertige Einzelproduktionen flankiert wurde. Hervorzuheben sind dabei die Aufnahmen mit Klaus Thunemann und Milan Turkovic.
Nun also ist von einer neuen Gesamtaufnahme zu berichten, deren Solist Tamás Benkócs ist, Prinzipalfagottist des Budapest Festival-Orchesters. Zu den wichtigsten Lehrmeistern des jetzt 32jährigen ungarischen Musikers gehörte u.a. Milan Turkovic als bewährter Barockspezialist und Vivaldi-Interpret. Benkócs wird von der Nicolaus Esterházy Sinfonia unter der Leitung von Béla Drahos begleitet. Diese Formation war 1992, als Vivaldis 37 Fagottkonzerte zum erstenmal auf 6 CDs veröffentlicht wurden, gerade gegründet worden.
Diese Hinweise sind wichtig, da der vorliegenden ersten Folge einer neuen Würdigung von Vivaldis musikgeschichtlich singulärer, jedoch äußerst fruchtbaren Werkserie noch einige Mängel anhaften. Immerhin geht es um einen bedeutenden Beitrag für ein bis heute mit Solokonzerten stiefmütterlich behandeltes Instrument, dem Fagott. Gravierend – und irritierend – ist vorrangig die editorische Seite mit ihrer zunächst sehr zufällig erscheinenden Premieren-Auswahl und Kopplung von sieben Konzerten. Weder wird die allgemein übliche Orientierungshilfe und numerische Katalogzählung 1-37 nach dem Fanna-Verzeichnis (Werkgruppe VIII) vermerkt, noch ist auch nur ansatzweise etwas über die inhaltliche Planung und den Zeitraum der Veröffentlichung dieses löblichen Naxos-Großprojektes auf weiteren Silberscheiben nachzulesen. Nach dem jetzigen Stand sind Vivaldis Fagottkonzerte Nr. 31, 15, 34, 2, 14, 35 und 30 mit einer zunächst undurchschaubaren Logik, allerdings mit Rücksicht auf wechselnde Tonarten, bunt durcheinandergewürfelt worden.
Nicht minder problematisch ist ein hörbares Defizit an künstlerischen Visionen bei der zumeist nähmaschinenhaft wiedergegebenen Rhythmik und Agogik der Werke. Immerhin war es dem Komponisten einst gelungen, trotz weitgehender Typisierung der von ihm kultivierten und regelmäßig angewandten Ritornellform die Musik im stereotypen Wechsel der Dreisätzigkeit schnell-langsam-schnell stets mit einer verblüffenden Vielfalt schwungvoller Einfälle, Themen und Motive anzureichern. Man muß daher den Solisten Benkócs bedauern, der ständig von einer monotonen Strenge der Continuogruppe in den langsamen Sätzen bedrängt wird, im Gegensatz dazu aber in den schnellen Ecksätzen aufgrund temperamentvoll überhitzter Hektik des Orchesters unentwegt zu einer Vorwärtsstrategie mit glanzvoll bewältigter Artistik gezwungen ist. Werten wir daher diese „Folge 1“ eines verdienstvollen Vorhabens zunächst als einen Test, dessen Schwachpunkte bei den mindestens fünf Fortsetzungen dank der eminenten Spielfertigkeiten aller Beteiligten und mit Hilfe einer gesteigerten, redaktionellen Sorgfalt der Herausgeber leicht zu korrigieren sein wird.
Dr. Gerhard Pätzig [23.04.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonio Vivaldi | ||
1 | Fagottkonzert C-Dur RV 476 | |
2 | Fagottkonzert F-Dur RV 487 | |
3 | Fagottkonzert a-Moll RV 498 | |
4 | Fagottkonzert c-Moll RV 480 | |
5 | Fagottkonzert B-Dur RV 503 | |
6 | Fagottkonzert G-Dur RV 493 | |
7 | Fagottkonzert C-Dur RV 471 |
Interpreten der Einspielung
- Tamás Benkócs (Fagott)
- Nicolaus Esterházy Sinfonia (Orchester)
- Béla Drahos (Dirigent)