LSO Live LSO0038
2 CD • 82min • 2002
13.01.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Noch nach der Uraufführung seiner Sechsten Sinfonie am 27. Mai 1906 in Essen war sich Gustav Mahler über die Reihenfolge der beiden Binnensätze – Scherzo und Andante – nicht im Klaren. Bei der Premiere hatte das Scherzo an zweiter Stelle gestanden, aber bei den nächsten beiden Partitur-Revisionen stellte Mahler die Reihenfolge um, und so erklingt das Werk auch bei der vorliegenden Einspielung. Die Angelegenheit wird dadurch kompliziert, daß es zwar Äußerungen von Mahler gibt, die ursprüngliche Reihenfolge, also mit dem langsamen Satz an dritter Stelle, wiederherzustellen, aber keine in diesem Sinne revidierte Partitur. Heute erklingt zwar das Werk meist in der Reihenfolge der Uraufführung, aber die Alternative – wie auch hier bei Jansons – hat durchaus Argumente für sich.
Zumal es Jansons gelingt, seine Entscheidung musikalisch-dramaturgisch evident zu machen. Den vorwärtsdrängenden Marschcharakter des 1. Satzes verwirklicht er mit unerbittlicher Strenge, so daß das Andante danach durchaus ein Moment von „Erholung“ für den Hörer erhält; andererseits nimmt er die „Wuchtigkeit“ des Scherzos ein wenig zurück, so daß die elementare Tragik des Finales gebührend zur Geltung kommt, ohne durch den vorweggenommenen „Ingrimm“ als zu lang zu erscheinen.
Das London Symphony Orchestra erweist einmal mehr bestechende Form, und aus dem riesenhaften instrumentalen Aufgebot modelliert Jansons immer wieder sehr fein ausgehörte Details heraus; vor allem gefällt die gut ausbalancierte Dynamik, die Fortissimo-Exzesse nur wenigen Höhepunkten vorbehält und damit das Werk übersichtlich gliedert. Unter den heutzutage reichlich vorhandenen Mahler-Interpretationen eine überzeugende Darstellung.
Dr. Hartmut Lück † [13.01.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Gustav Mahler | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 a-Moll (Tragische) |
Interpreten der Einspielung
- London Symphony Orchestra (Orchester)
- Mariss Jansons (Dirigent)