Ludwig van Beethoven
Piano Concertos Nos. 1-5
Teldec 0927 47334-2
3 CD • 3h 03min • 2000-2002
28.04.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zu einem Zeitpunkt, da die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Simon Rattle die neun Beethoven-Sinfonien vorlegen (EMI), geht Nikolaus Harnoncourt erstmals in seiner langen, ereignisreichen Tonträger-Laufbahn mit den Klavierkonzerten des Bonner, in Wien wahlbeheimateten Meisters an die Öffentlichkeit. Vorwegnehmend und zugleich subsummierend wäre im Unterschied zu Harnoncourts brisanter Gesamtaufnahme der Sinfonien im Fall der Klavierkonzerte von einer aus meiner Sicht bemühten, zuweilen geradezu mühseligen, affektierten Aufzeichnung zu berichten. Harnoncourts Plattenfirma Teldec dürfte schon lange mit dem Wunsch nach einer Aufnahme dieser verkaufsträchtigen Stücke vorstellig gewesen sein. Der Dirigent versuchte es in Konzerten mit dem finnischen Non Legato-Fanatiker Olli Mustonen – allerdings mit zweifelhaftem Erfolg! Da lag es nahe, den in modernen Angelegenheiten schier konkurrenzlosen Pierre-Laurent Aimard zu kontaktieren, dessen Beethoven-Kompetenz, dessen klassisch-romantische Pianistik ich insgesamt jedoch als problematisch, eher willentlich denn könnerisch erlebt habe. Aimard ist seit einiger Zeit für Teldec unterwegs. Er ist ein in jeder Hinsicht diskutabler, ja erregender Musiker mit manchen Eigenheiten, die man auch an Harnoncourt schätzt (Mut, intellektuelles und philologisches Selbst-Darstellungsvermögen, Umgänglichkeit, Bescheidenheit!).
Herauskegommen ist auf der Basis von Grazer Styriarte-Konzerten eine über weite Strecken schlaffe, klanglich matt bis wolkig konturierte, in vielen Momenten geradezu gefährlich manierierte Gesamtschau der fünf Konzerte. Aimard fahndet im Gefühlskosmos der Werke, verleiht den frühen Konzerten op. 15 und op. 19 schon in den einleitenden Klaviertakten ein emotionales Kolorit von salonhafter Weinerlichkeit. Selten sind beispielsweise die ersten Klaviertakte des B-Dur-Konzerts (op. 19) so gefühlsselig, so verzögert in der Phrasierung gedehnt und gestreckt worden, als handelte es sich um den salonverfärbten Beethoven-Futurismus eines Field-Nocturne.
Im reichen Übrigen der fünf Kozerte wird man schwerlich pianistische Passagen finden, die den Hörer aus der Reserve locken, die sich wirklich im Gedächtnis einprägen. Es ist, als ob ein stark geforderter Pianist auf einem ihm fremden Terrain sein Bestes gibt – mit Anstand, mit kleinen bis kleinsten Extravaganzen, aber irgndwie gehemmt und befangen in der Präzisierung entscheidender Linien und Meinungen. Im Reigen der schier unzähligen Darbietungen von Arrau bis Zimerman bleibt diese hier eine akustische Fußnote von pianistischer Halbgegorenheit und einer orchestralen Begrifflichkeit, die sich bestenfalls als auf der Suche bedfindlich zu erkennen gibt, als ob Harnoncourt noch im Endresultat seine Zweifel habe durchklingen lassen (wollen).
Peter Cossé † [28.04.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19 | |
2 | Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 | |
3 | Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 | |
4 | Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58 | |
5 | Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73 |
Interpreten der Einspielung
- Pierre-Laurent Aimard (Klavier)
- Chamber Orchestra of Europe (Orchester)
- Nikolaus Harnoncourt (Dirigent)