Naxos 8.110820-29
2 CD • 2h 36min • 1937
01.10.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Besonderes Interesse verdient dieser Salzburger Livemitschnitt nicht nur deshalb, weil es eine der frühesten Aufnahmen der Zauberflöte ist, sondern zugleich die einzige komplette Mozart-Oper, die von Arturo Toscanini dokumentiert ist. Sein Dirigat vermittelt durchaus eine Vorstellung davon, warum er als eigenwilliger, manchmal extravaganter Interpret in die Musikgeschichte eingegangen ist: insbesondere durch seine polarisierenden Tempi unterscheidet er sich von den meisten Dirigentenkollegen. Hier – in der Ouvertüre, in der ersten Sarastro-Arie: Überbreites, getragenes Pathos und weihevolle Feierlichkeit, dort – in der zweiten Arie der Königin der Nacht, in der Monostatos-Arie: Rasanz, Brio und uhrwerkhafte Rhythmik.
Das hochkarätige Sängerteam setzt sich aus der Crème damaliger Mozart-Interpreten zusammen, wobei für Helge Rosvaenge dieses Prädikat nur zum Teil berechtigt ist, war er doch weniger für seinen lyrischen Mozart-Stil bekannt als vielmehr für seine tenoralen Husarenritte in hohen und höchsten Lagen. Er gestaltet dementsprechend einen sehr virilen, stimmgewaltigen, feurigen Tamino, verzichtet aber auch nicht auf sensible Zwischentöne. Lyrischen Wohllaut hingegen verströmt Jarmila Novotna als edle, subtil phrasierende Pamina. Mit balsamischem Orgelbass und autoritätsgebietender Monumentalität präsentiert sich Alexander Kipnis als Sarastro. Willi Domgraf-Fassbaender verzichtet erfreulicherweise auf jeglichen Klamauk, ist ein wirklich „singender“ Papageno und nicht nur ein mit dem Publikum kokettierender Komödiant.
Auch in den zahlreichen kleineren Rollen demonstriert das Salzburger Ensemble seine Güteklasse in Sachen Mozart. Einziger Schwachpunkt ist Julie Osváth als Königin der Nacht, die die Spitzentöne ihrer ersten Arie nicht schafft und sich auch sonst nur ungelenk durch die Koloraturen bewegt. Aufnahmetechnisch ist eine recht passable Restaurierung dieses Livemitschnitts geglückt.
Kurt Malisch † [01.10.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Die Zauberflöte KV 620 |
Interpreten der Einspielung
- Helge Roswaenge (Tamino)
- Willi Domgraf-Fassbaender (Papageno)
- Julie Osváth (Königin der Nacht)
- William Wernigk (Monostatos)
- Jarmila Novotna (Pamina)
- Alexander Kipnis (Sarastro)
- Dora Komarek (Papagena)
- Chor der Wiener Staatsoper (Chor)
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Arturo Toscanini (Dirigent)